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Freche Masche Mit Defibrillator-Sponsoring wird wieder Geld gescheffelt

Die Firma Vendi AG weibelt bei KMUs um Sponsorengeld für einen Defibrillator – auf fragwürdige Art und Weise.

Es habe anfangs alles auf ein sinnvolles und seriöses Projekt hingedeutet, sagt Sandra Losi, Leiterin der Psychomotorik-Therapiestelle für Schülerinnen und Schüler in Affoltern am Albis (ZH): Ein Vertreter der Firma Vendi AG mit Sitz in Basel schlägt ihr vor, im Eingangsbereich des Therapiegebäudes einen Defibrillator zu montieren – auf Kosten seiner Firma.

Finanziert würde der Apparat durch Sponsoren aus dem lokalen Gewerbe, die sich dann auf einer Werbetafel in dessen Nähe präsentieren könnten.

Die Therapiestellen-Leiterin unterschreibt zusammen mit ihrer nächsthöheren Vorgesetzten eine «Kooperationsvereinbarung» mit der Vendi AG – im März 2022. Danach hört sie monatelang nichts mehr von Vendi.

«Mir ging der Laden runter»

Mehr als ein halbes Jahr später sei dann die Inhaberin eines KMUs vorbeikommen. Es stellte sich heraus: Sie ist eine Sponsorin des Defibrillators und wollte sich dessen Standort und den Ort ihrer Firmenwerbung ansehen.

Die Frau habe ihr dann auch den Brief gezeigt, mit dem offensichtlich im Hintergrund im Namen Losis und im Namen des Schulzweckverbandes Bezirk Affoltern um Unterstützung des Projektes geweibelt worden ist – ohne dass die «Unterzeichnenden» davon gewusst haben.

«Espresso» ist an Ihrer Meinung interessiert

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Der Aufruf ist in miserablem Deutsch abgefasst und voller Fehler. Überdies wäre die Therapiestellen-Leiterin gar nicht berechtigt, im Namen des Verbandes auf Geldsuche zu gehen, beziehungsweise dürfte der Verband als öffentlich-rechtliche Körperschaft gar keine solche Aktion veranstalten.

Deshalb sei ihr «der Laden runtergegangen» als sie das Schreiben gesehen habe, sagt Sandra Losi im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso», und es sei ihr schlicht auch peinlich, dass sie letztlich mit ihrem Einverständnis zu dieser Aktion den ganzen Ärger erst ausgelöst habe.

Rechtsexperte: «Hinweise auf absichtliche Täuschung»

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Für den Vertragsrechtsexperten Frédéric Krauskopf von der Universität Bern steht die Art und Weise, wie die Werbefirma Vendi vorgeht, rechtlich auf wackligen Beinen. Vor allem jenen, ans lokale Gewerbe gerichteten Aufruf erachtet Krauskopf als «problematisch». Dieser erwecke gegenüber den potenziellen Sponsoren den Eindruck, die Aktion sei eine Sammlung des Schulzweckverbandes für einen guten Zweck, etwas Gemeinnütziges. Der wahre Charakter der Aktion werde verschleiert. «Es geht letztlich um Profit.» Und das alles indiziere eine absichtliche Täuschung. «Und in einem solchen Fall kann die getäuschte Partei innerhalb eines Jahres vom Vertrag zurücktreten.» Und sie könne bereits gemacht Zahlungen zurückfordern.

Zusagen für mehrere 10’000 Franken

Sandra Losi erfährt, dass bereits mindestens 15 kleine und mittlere Unternehmen aus dem Ort und der Umgebung einen Sponsoringvertrag mit Vendi unterschrieben haben.

Ein kleineres Inserat auf der Werbetafel kostet rund 2000 Franken, ein grosses rund 4000 Franken. Wenn man das hochrechnet, kommen zehntausende von Franken zusammen. Ein neuer Defibrillator kostet etwa 2000 bis 4000 Franken. Man kann sich mit einem solchen Modell also schnell mal eine goldene Nase verdienen. Umso mehr als ein solcher Sponsoringvertrag drei Jahre gültig ist. Wer ihn nicht fristgerecht kündigt, zahlt nochmals für drei Jahre die gleiche Summe.

Altbekannte Masche

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Sponsorengelder scheffeln mit an sich sinnvollen Ideen – diese Masche taucht seit vielen Jahren immer wieder auf. «Espresso» und «Kassensturz» haben schon über die Werbefirmen SAM und PMS berichtet, die ebenfalls mit Defibrillatoren oder zum Beispiel einem Fahrzeug für die lokale Spitex auf Gelderfang gegangen sind. Interessant: Projektverantwortlicher bei der Vendi AG ist ein gewisser Joey Jäger. Der Kopf hinter den anderen beiden Firmen ist Beat Jäger. Auf die Frage nach einer möglichen Verwandtschaft antwortet Joey Jäger nur: Die Firma SAM habe nichts mit Vendi zu tun.

Schulzweckverband und KMU ziehen die Notbremse

Doch in diesem Fall dürfte die Rechnung nicht aufgehen. Manche der betroffenen KMU haben – zum Teil mit Unterstützung ihrer Rechtsschutzversicherung – Vendi schon schriftlich mitgeteilt, dass man den Sponsoringvertrag unter diesen Umständen als nichtig betrachte und aussteige. «Espresso» weiss: In einzelnen Fällen ist dies auch schon gelungen.

Und der Präsident des Schulzweckverbandes, Anand Weber, liess die Werbefirma wissen, dass auch die ursprüngliche Vereinbarung für den Standort als nichtig zu betrachten sei. Sie sei weder durch den Verband autorisiert, noch durch zeichnungsberechtigte Personen unterschrieben worden. Zudem suggeriere der Aufruf, der Verband sei auf Unterstützungsgelder angewiesen, was nicht stimme. Der Verband verbietet es Vendi, in seinem Namen Geld zu sammeln und bereits eingegangene Beträge seien zurückzuerstatten.

Vendi AG: «Es geht um Werbung»

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Die Firma Vendi AG weist in einer ersten, schriftlichen Stellungnahme gegenüber «Espresso» die Kritik zurück, man habe die Beteiligten, den Schulzweckverband und die KMU mit diesem Vorgehen hinters Licht geführt. Man habe es nie verheimlicht, dass es in ihrem Geschäftsmodell in erster Linie um Werbung gehe: «Es handelt sich nicht um eine wohltätige Sammlung, sondern um eine Geschäftstätigkeit, mit der die Angestellten ihren Lebensunterhalt bestreiten.» Der Vorwurf, man verdiene sich eine goldene Nase, betrachtet Vendi als unberechtigt, schliesslich müsse man mit den Einnahmen unter anderem die Löhne des Personals finanzieren. In einer zweiten Stellungnahme distanziert sich die Werbefirma dann aber vom Vorgehen im vorliegenden Fall. Jener Aufruf sei vom zuständigen Mitarbeiter verfasst worden. Man sei nicht glücklich darüber, habe den betreffenden Mitarbeiter bereits abgemahnt und wolle mit dem Schulzweckverband und den betroffenen Sponsoren Kontakt aufnehmen.

Espresso, 16.02.23, 08:13 Uhr

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