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Teurer als abgemacht: KMUs nerven sich über Localsearch-Verträge
Aus Espresso vom 25.01.2023. Bild: IMAGO / Panthermedia
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Teure Langzeitverträge Unterschrift auf Localsearch-Tablet hat böse Folgen

Die Firma juble KMUs teure Verträge unter, so der Vorwurf von Betroffenen.

Beim Geschäftsführer einer kleinen Baufirma meldete sich im Frühling 2022 ein Verkäufer von Localsearch: «Er wollte mir die neuen digitalen Produkte vorstellen», erinnert er sich, «ich habe mehrmals betont, dass der Vertrag nicht mehr als die bisherigen 3500 Franken pro Jahr kosten darf.»

Update vom 02.02.23:

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Das sagt Localsearch zu den konkreten Fällen

Localsearch-Mediensprecher Stefan Wyss hat verschiedene umstrittene Vertragsabschlüsse von Kunden, die sich auf der «Espresso»-Redaktion gemeldet haben, überprüft: «Gemäss unserer Dokumentation und internen Abklärungen wurden die Kunden stets in allen Punkten über die gesamte Vertragssituation informiert. Sie waren einverstanden und haben unterschrieben, darum hat Localsearch am Vertrag festgehalten.» Einzig in einem Fall sei Localsearch seinen Pflichten nicht nachgekommen: «Dieser Vertrag wurde storniert.»

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Keine Verkaufsfehler aus Sicht von Localsearch
aus Espresso vom 03.02.2023. Bild: SRF
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Der Kleinunternehmer möchte den Vertrag vor der Unterschrift nochmals genau anschauen. Doch der Localsearch-Verkäufer habe gesagt, er könne ihm den Vertrag nicht per Mail weiterleiten. «Da habe ich auf dem Tablet unterschrieben.» Das dies ein grosser Fehler war, merkt er erst später.

Statt 3500 Franken kostet der neue Vertrag happige 5000 Franken pro Jahr und der Vertrag läuft lange drei Jahre. «Ich bin aus allen Wolken gefallen.» Nun wird ihm bewusst, dass er nie auf dem Tablet hätte unterschreiben sollen: «Das mache ich definitiv nie mehr.»

Auch Unterschriften auf Tablet sind rechtsgültig

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Sind Verträge, die auf einem Tablet unterzeichnet werden, genau so gültig, wie Verträge auf Papier? Ja, sagt Rechtsanwalt Martin Steiger, der sich auf Recht im digitalen Raum spezialisiert hat. «Es ist ein Klassiker im Verkauf, dass in Verträgen nicht das drinsteht, was im Gespräch versprochen wurde», so Steiger. Aber die Rechtsprechung sei in diesen Fällen streng: «Die Gerichte gehen davon aus, dass Unternehmer wissen, was sie unterschreiben.»

«Von diesen Positionen war nie die Rede»

Genau das gleiche hat auch das Inhaber-Ehepaar einer kleinen Schreinerei erlebt. Auch ihnen wollte der Verkäufer von Localsearch im Oktober 2021 neue Produkte vorstellen: «Dabei hatten wir ja noch einen Vertrag, der bis im März 2023 läuft.» Der Verkäufer forderte auch hier dazu, auf dem Tablet zu unterschreiben. Weil er danach keine Vertragsbestätigung erhielt, forderte der Inhaber diese beim Kundendienst an. «Ich traute meinen Augen nicht, als ich darauf Positionen fand, von denen nie die Rede war.»

Mir ist es ein grosses Anliegen, dass nicht noch weitere Firmen den gleichen Fehler mache wie wir.
Betroffener Schreiner

Auch in diesem Fall ist der Vertrag viel teurer als vorher. Das Ehepaar versuchte den Vertrag zu stornieren, doch Localsearch habe nicht einmal auf die E-Mails reagiert, berichten die beiden. Und auch ein Einschalten der Rechtsschutzversicherung nutzte nichts: Der Vertrag sei rechtsgültig abgeschlossen, sagte Localsearch. Der Schreiner möchte andere KMUs vor den Geschäftspraktiken von Localsearch warnen: «Mir ist es ein grosses Anliegen, dass nicht noch weitere Firmen den gleichen Fehler mache wie wir.»

3-jährige Verträge wegen dauerhafter Onlinepräsenz

Der Mediensprecher von Localsearch, Stefan Wyss, sagt auf Anfrage des SRF-Konsumentenmagazins «Espresso», dass die Kunden Verträge auf dem Tablet, aber auch auf Papier unterzeichnen könnten. Zudem würden Ihnen die Verträge danach per E-Mail zugestellt. Dies hat jedoch nach Aussagen der Geschäftsführer weder beim Baugeschäft noch bei der Schreinerei geklappt. Doch beweisen lässt sich das nicht. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass der Localsearch-Verkäufer sie nicht über die höheren Kosten informiert habe. Localsearch will diese Fälle jetzt abklären.

Und was sagt Localsearch zur Kritik, dass die Verträge immer unkündbare drei Jahre lang laufen? Sprecher Stefan Wyss betont, es gebe auch ein- und zweijährige Verträge: «Unsere Produkte stellen eine umfassende und dauerhafte Onlinepräsenz sicher, darum würde eine kürzere Vertragslaufzeit wenig Sinn machen. Wir sind in begründeten Fällen aber auch kulant.» Davon haben die beiden Betroffenen bis jetzt aber nichts gemerkt. Und es schleckt keine Geiss weg: Von den langjährigen Verträgen profitiert hauptsächlich Localsearch. So sind Kunden jahrelang an das Unternehmen gebunden und können nicht zur Konkurrenz abspringen.

Espresso, 25.01.23, 08:13

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