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Holzdeklaration neu, Unsicherheit bleibt

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Holzdeklaration neu, Unsicherheit bleibt

Laufzeit 6 Minuten 26 Sekunden. , Krispin Zimmermann

Auf Holzwaren muss ab 2012 die Holzart und die Holzherkunft ersichtlich sein. Beispiel: «Birke, Polen». Diese Deklarationspflicht gilt vorerst für Massivholz, Rund- und Rohholz sowie verleimte Bauhölzer. In den nächsten Jahren soll die Pflicht auf weitere Holzprodukte ausgedehnt werden. Doch auch mit der neuen Deklarationspflicht müssen Konsumenten nach wie vor dem Händler oder Qualitätslabels wie «FSC» vertrauen.

Wer Holz oder Möbel kauft, kann nicht darauf zählen, dass die dafür verwendeten Bäume auch nachhaltig gefällt wurden.
Der Bund will das ändern und verschärft deshalb ab 2012 die Deklarationspflicht. Konkret muss neu auf der Verpackung oder am Regal stehen, aus welchem Land das Holz kommt.

Doch bei vielen Möbeln weiss der Käufer nach wie vor nicht, woran er ist. Und: Weiterhin bleibt ein Rätsel, wie das Holz geschlagen wurde - nachhaltig oder nicht.

Der Bund hat zwar im Internet eine Holzdatenbank eingerichtet, in der man die richtige Deklaration abrufen kann. Aber auch hier: Über die Legalität und das Fällen der Bäume erfährt der Konsument nichts.

Der Kunde kann auch nach Inkraftsetzung der neuen Verordnung im Laden also höchstens entscheiden, keine Fichte aus Norwegen zu kaufen, weil der Transportweg sehr lange ist. Achim Schafer vom eidgenössischen Büro für Konsumentenfragen, der die neue Holzdeklaration überwacht, zählt auf die Eigeninitiative der Konsumenten: «Die Verordnung an und für sich macht keine Aussage über die Legalität der Herkunft. Sie teilt lediglich eine Information mit. Was der Konsument damit macht ist ihm überlassen.»

Eine halbherzige Verordnung also. Obwohl es in der Vergangenheit genügend Vorstösse gab, doch diese schafften nie die politische Hürde. Letztes Jahr scheiterte beispielsweise im Parlament eine Petition des WWF gegen die Einfuhr und Verwendung von illegal gefälltem Holz.

Die EU ist da weiter. Sie verabschiedete 2010 eine Verordnung, die um einiges strenger ist als die unsere. Importeure müssen dort künftig nachweisen, woher das Holz kommt und wie es geschlagen wurde. Diese Verordnung kommt 2013 zur Anwendung. Der Bund will abwarten und prüfen, wie diese neue EU-Vorschrift funktioniert. Die Schweizer Verordnung könnte dann allenfalls ausgeweitet werden.

Die Fachleute sind über diese Verordnung in Raten wenig erfreut. Christian Roth vom Verband Schweizer Schreinermeister und Möbelfabrikanten meint: «Unserer Meinung nach ist diese Lösung nicht ganz sauber. Man kann nach wie vor Holz aus Raubbau beziehen, denn man muss lediglich sagen, aus welchem Land es ist.» Er hätte es vorgezogen, abzuwarten und dann eine saubere Basis zu schaffen.

Auch die Umweltschutzorganisation WWF ist unzufrieden. Trotzdem spricht WWF-Holzexperte Thomas Wirth von einem Signal für die ganze Holzindustrie: «Diese neue Deklarationspflicht ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Natürlich muss man zu einem späteren Zeitpunkt weitere Produkte integrieren und das generelle Umdenken in der Industrie verankern.»

Das hat der Bund offenbar vor. Im eidgenössischen Büro für Konsumentenfragen heisst es, man prüfe 2012, wie die neue Deklarationspflicht umgesetzt werde. Ein Jahr später werde man mit der ganzen Industrie über die nächsten Ausbauschritte diskutieren.
Wer bewusst einkaufen will, hat es also nach wie vor nicht leicht. Er kann sich auf Label wie FSC verlassen. Gerade dieses Label wird aber nicht in allen Ländern gleich streng kontrolliert, «Kassensturz» berichtete darüber. Daher bleibt nur eins: Der Konsument muss die vorhandenen Herkunfts- und Label-Informationen berücksichtigen und beim Händler nachfragen.

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