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Im Einsatz für Biodiversität Wasserbüffel retten Frösche vor dem Aussterben

Gleich zwei Fliegen auf einen Streich schlägt ein Bauer mit der Beweidung seiner Ökofläche durch Wasserbüffel: Diese haben das wuchernde Schilf zum Fressen gern, mit ihrem Getrampel schaffen sie Tümpel und somit neuen Lebensraum für seltene Tierarten. So geht kreativer Naturschutz.

Die Wasserbüffel lernte Bauer Stefan Egger erstmals auf einem Ausflug ins Emmental kennen. Am liebsten hätte er gleich welche mit nach Hause genommen, doch die Emmentaler mochten keinen ihrer Büffel aus dem Tal hergeben. Also fuhr Egger ins Jurassische Val-de-Travers, wo er dem Besitzer einer Wasserbüffelherde zwei Tiere abkaufte, und brachte sie heim in die Ostschweiz.

Bald bekam Jonas Barandun, Biologe und Amphibienexperte, Wind von den Büffeln in Niederbüren. Für den Kanton St. Gallen begleitet er den Erhalt von Amphibienlaichgebieten nationaler Bedeutung. Der Bund verlangt, dass die Kantone diese Gebiete so pflegen, dass die Vegetation sich für spezielle Amphibienarten gut entwickelt.

Keine einfache Aufgabe: Eine extensive Beweidung von Kleinstflächen ist aufwändig, der Schilfwuchs kaum zu bändigen. Eggers Wasserbüffel kamen Barandun daher wie gerufen: Die Tiere fressen sich liebend gerne durchs Schilf. Durch ihre Tritte und Suhlstellen halten sie Kleingewässer offen und schaffen neuen Lebensraum für Insekten, Amphibien und Vögel. Diesen positiven Effekt wollte Baradun gerne auf der renaturierten Fläche einer ehemaligen Kiesgrube testen.

Ersatz für fehlende Auenlandschaften

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Auenlandschaften sind in der Schweiz rar geworden. Gründe sind unter anderem Flussbegradigungen, Entwässerungen und die Nutzung von Wasserkraft. Dadurch verloren zahlreiche Arten wie der Laubfrosch oder die Gelbbauchunke ihren natürlichen Lebensraum.

Solch rar gewordene Flussauen können durch die Renaturierung von ehemaligen Kiesgruben ersetzt werden, womit zum Schutz seltener Tierarten beitragen wird. Nach der Stilllegung einer Kiesgrube stehen die Kantone in der Pflicht zu prüfen, inwieweit diese teilweise renaturiert und als Feuchtgebiete gepflegt werden müssen.

Um gefährdete Amphibien und andere seltene Tierarten dort anzusiedeln, hat der Bund Schutzziele für Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung formuliert. Diese Naturschutzflächen gilt es möglichst schonend zu pflegen. Die Art der Pflege hängt stark davon ab, welche Bedingungen vorherrschen. Die Beweidung mit Wasserbüffeln, aber auch anderen Rassen wie Hochlandrindern, eignet sich beispielsweise überall dort, wo der Boden nass und nährstoffreich ist, also keine seltene und schützenswerte Vegetation vorhanden ist.

Im Sommer 2018 frassen sich die Wasserbüffel erstmals durch das Schilf. Seither weiden vier bis fünf Büffel jeweils im Frühling und im Spätsommer auf der Ökofläche von der Grösse einer Hektare.

Wasserbüffel auf der Ökofläche
Legende: Dank ihrer Vorliebe für Schilf, sind die Wasserbüffel der Eggers unverhofft zu Naturschutz-Stars geworden. SRF

Noch sammelt Jonas Barandun Daten: Wie lange und wie intensiv soll die Beweidung stattfinden? Wie entwickeln sich problematische Pflanzen? Wo genau laichen Gelbbauchunken, Laubfrösche und Molche in den Tümpeln, und tun sie das auch, während die Büffel die Tümpel nutzen? Zwar gebe es die Beweidung mit Wasserbüffeln in Amphibienlaichgebieten in der Schweiz seit 30 Jahren. Doch bisher fehle eine gezielte Beobachtung, was die Beweidung effektiv bewirkt habe, sagt Barandun.

Die Frösche lassen sich weder von den Büffeln stören noch nehmen sie als Bedrohung wahr.
Autor: Jonas Barandun Amphibienexperte

Mit den ersten Resultaten in Niederbüren ist Barandun zufrieden. Die Wasserbüffel haben das Schilf stark zurückgefressen und eine neue, diverse Vegetationsdecke bildete sich. Viele Pflanzen- und Tierarten profitieren von den offenen Stellen, die durch die Beweidung entstanden.

Dieses Jahr hatte man erstmals festhalten können: Die Amphibien hätten auch während der Beweidung gelaicht. Die Vermehrung von Laubfrosch und Co. sei gut, laute Rufchöre ertönten zwischen den Büffeln hindurch. «Ein Zeichen, dass sich die Frösche von den Büffeln nicht stören lassen oder sie als Bedrohung wahrnehmen», sagt Barandun.

Für Vater und Sohn Egger sind die Wasserbüffel eine Passion. Was als Hobby und aus Freude an den schönen, sanftmütigen Tieren begann, ist zudem eine zusätzliche Einnahmequelle des familiären Landwirtschaftsbetriebes geworden.

Ich komme viel hierher, um zu beobachten, wie die Frösche in die Tümpel springen, wo sie gelaicht haben, wie die Kaulquappen schwimmen. Auch Enten kommen hierher. Es ist schön zu beobachten, wie es hier lebt.
Autor: Silvan Egger Landwirt

Die Bauern haben die Ökofläche gekauft. Da es sich um ein Schutzgebiet von nationaler Bedeutung handelt, sind sie verpflichtet, es gemäss Schutzzielen zu pflegen. Mehraufwand und Pflanzenkontrolle werde teilweise durch Direktzahlungen abgegolten, sagt Silvan Egger. «Der Aufwand ist zwar nicht gedeckt, aber es macht Freude. So können wir der Natur etwas zurückgeben.»

Vater und Sohn Egger mit Biologe Baradun und Wasserbüffeln
Legende: Sowohl der Biologe Baradun wie auch Vater und Sohn Egger sind zufrieden mit der Beweidung der Ökofläche durch die Wasserbüffel. SRF

Im Moment sind die Wasserbüffel auf der Ökofläche der Eggers ein Versuch. Angestrebt werde jedoch ein dauerhafter Einsatz. Ein weiterer Versuch läuft dieses Jahr neu auch in einem Moorgebiet in Oberriet/SG. Insgesamt zehn verschiedene Flächen im Kanton St. Gallen hätten laut Barandun das Potential, mittelfristig mit Wasserbüffeln oder Hochlandrindern beweidet zu werden, um Amphibienlaichgebiete zu pflegen.

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