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NETZ NATUR Die Plage mit den Schnecken

Viele Gartenfreunde ächzen unter der Schneckenplage. Doch die Schnecken am Salat und am Basilikum sind ein Problem, das sich die Gärtner selbst eingebrockt haben. «Netz Natur» zeigt, dass die einfachsten Methoden der Schneckenbekämpfung für die Natur kritisch sind.

Wer kennt es nicht, das katastrophale Bild: Im Salatbeet oder in der Blumenrabatte stehen nur noch kahle Stümpfe der Pflanzen und viel mühevolle Gartenarbeit wurde über Nacht vernichtet. Über die Übeltäter, ein Heer von Schnecken, weiss wohl jeder Gartenbesitzer ein Lied zu singen.

Das war noch bis in die 1960er-Jahre völlig anders. Zwar kannte man die roten und die schwarzen Wegschnecken oder auch die unscheinbaren Ackerschnecken, aber sie verursachten kaum flächendeckende, radikale Schäden, wie man sie heute kennt.

Die eingeschleppte Plage

Schuld an der derzeitigen Schneckenplage ist eine fremde Schneckenart, die sogenannte Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris ), die aus Südosteuropa in die Schweiz eingeschleppt wurde und sich hier äusserst wohl fühlt. Als blinder Passagier auf importierten Gartenpflanzen und wohl auch auf landwirtschaftlichen Produkten hat sie sich inzwischen in ganz Europa ausgebreitet. Äusserlich ist sie von der einheimischen Wegschnecke kaum zu unterscheiden.

Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass sie die ursprünglichen Arten verdrängt – nicht nur andere Nacktschnecken, sondern auch eine Vielzahl von Gehäuseschnecken. Sie ist in unserem Klima so erfolgreich, weil sie an die für Schnecken viel härteren und trockeneren Lebensbedingungen im Mittelmeerraum angepasst ist: Im feuchteren Klima weiter nördlich lebt sie sozusagen im Paradies und vermehrt sich entsprechend.

Bequem, doch problematisch

Für Gärtner, die in ihren Beeten etwas ernten wollen oder Blumen mit weichen Blüten und Blättern wie etwa Tagetes schätzen ist klar: Sie müssen sich gegen die Schnecken zur Wehr setzen. Die ökologisch unbedenklichste Methode sind Abwehrzäune und sogenannte Schnecken-Krägen um empfindliche Beete und Pflanzen. Aber sie bedeuten auch Aufwand.

Da ist der Gang in die Gartenabteilung von Supermärkten und Fachgeschäften naheliegend: Man besorgt sich Schneckenkörner. Doch einige dieser Frassgifte sind trotz gegenteiliger Beteuerungen der Hersteller nicht unproblematisch: Vor allem solche, die den Wirkstoff Metaldehyd enthalten.

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Heikles Schneckengift

Metaldehyd, der Wirkstoff in vielen herkömmlichen Schneckenkörnern, ist ein starkes Gift. Bei einem durchschnittlichen Gehalt von 6% in Schneckenkörnern reichen bereits 70 Milligramm, um eine Maus zu töten, 40 Gramm können bei Kleinkindern zu lebensbedrohlichen Vergiftungen führen.

Obwohl Schneckenkörner mit Stoffen behandelt sind, die sie für Mensch und Säugetiere ungeniessbar machen sollen, gibt es immer wieder Fälle von Vergiftungen bei Kindern und Haustieren. Ob Igel diese Körner wirklich aufnehmen und an Metaldehyd zugrunde gehen, ist seit Jahren umstritten.

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Seit rund 10 Jahren ist ein neues, für Menschen und warmblütige Tiere weniger giftiges Präparat im Handel: Schneckengifte mit sogenanntem Eisen-(III)-phosphat. Der Wirkstoff gilt als ökologisch so unbedenklich, dass er im Biolandbau zugelassen ist. Die ideale Lösung gegen Gartenschnecken also – wäre da nicht ein Haken …

Bedrohte Schneckenarten

Gärten sind nämlich wertvolle Lebensräume für zahlreiche einheimische Schneckenarten – vor allem für Gehäuseschnecken, die kaum Schäden anrichten, die aber in den Kreisläufen der Natur wichtige Funktionen haben. Radikal herausgeputzte und intensiv bearbeitete Gärten, die mit Schneckenkörnern behandelt werden, sind für sie als Lebensraum verloren.

Studien haben gezeigt, dass sie durch die Konkurrenz der eingeschleppten Wegschnecken und durch Schnecken-Bekämpfungsmassnahmen vielerorts auf kleinste Reste reduziert wurden oder ganz verschwunden sind.

Eine ökologisch verantwortungsvolle Schneckenbekämpfung in Haus- und Schrebergärten wird dadurch schwierig: Die natürlichste Methode ist das regelmässige Absammeln in der Dämmerung und nach Regengüssen, wenn die Tiere aktiv sind. Sie sollten jedoch keinesfalls in die Natur hinausgetragen und dort frei gelassen werden.

Dies führt zur weiteren Ausbreitung der Spanischen Wegschnecke, und die einheimischen Arten geraten in ihren natürlichen Lebensräumen durch die eingeschleppten Nacktschnecken unter Druck.

Schmerzlos töten

Damit bleibt nur, die abgesammelten Tiere schmerzlos zu töten: Kochend heisses Wasser tötet sie sofort durch Hitzeschock. Die Methode hat aber den Nachteil, dass eine schleimige, stinkende Brühe entsteht.

Weniger brachial ist die Tötungsmethode, die gesammelten Schnecken in einem geschlossenen Gefäss in den Tiefkühler zu stellen. Mehrere Stunden bei Minustemperaturen unter -10°C töten sie schmerzlos ab, indem die Kälte zunächst die Körperfunktionen verlangsamt und schliesslich still legt.

Das zerschneiden, das Bestreuen mit Salz oder das Aufstellen von Bierfallen, in denen die Tiere ertrinken, ist tierquälerisch und deshalb abzulehnen.

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