Ein eiskalter Novembermorgen am Inn unterhalb von Silvaplana. Die Fischereiaufseher ziehen ein grosses Netz gegen das Ufer. Sie wollen die laichbereiten Bachforellen einfangen. Das Netz soll die Fische nicht verletzen. Die grossen Forellen kommen in einen Transportbehälter und werden in die kantonale Fischzuchtanstalt gebracht. Dort betäuben die Fischereiaufseher die Forellen leicht mit Nelkenöl. Dann werden die Fische gestreift, das heisst, man presst den Weibchen die Eier und den Männchen die Samenflüssigkeit aus dem Hinterleib und mischt die Geschlechtsprodukte sorgfältig mit einer Feder. So erfolgt die Befruchtung. Die befruchteten Eier kommen in runde Brutbecken. Nach 4 Monaten schlüpfen die jungen Forellen und werden wieder in die Natur zurückgebracht. Auch die Eltern, von denen sie abstammen, werden wieder in die Gewässer ausgesetzt.
Dieser Laichfischfang der Forellen erfolgt, weil im Winter die Oberengadiner Seen um 1.5 Meter abgesenkt werden und dadurch der Inn streckenweise trockenfällt. Hätten die Forellen in der Natur abgelaicht, würde auf diesen Flussabschnitten der Laich vertrocknen. In natürlichen Bächen mit ganzjähriger Wasserführung setzt Graubünden auf Naturverlaichung und führt nur in Ausnahmefällen Forellenbesatz durch.