Ab wann ist man in der Schweiz strafbar?
Bereits ab dem 10. Geburtstag können Kinder in der Schweiz für eine Straftat bestraft werden. Dabei gelten die gleichen Delikte als strafbar wie bei Erwachsenen. Zum Beispiel Verstösse gegen das Strafgesetzbuch. Gegen dieses verstiessen Jugendliche 2021 am häufigsten wegen Diebstahl (3218 Verurteilungen), Sachbeschädigung (1974) und Hausfriedensbruch (1232) – also wenn man ohne Erlaubnis in ein Gebäude oder einen Platz eindringt. Allerdings haben solche Vergehen andere Konsequenzen als bei Erwachsenen.
Persönliche Lebensumstände im Fokus
Denn bei Kindern und Jugendlichen steht nicht die Tat im Mittelpunkt, sondern der Täter oder die Täterin und die persönlichen Lebensumstände. Die Hauptziele des Jugendstrafrechts sind Erziehung und Schutz der Jugendlichen. Die Täter:innen sollen nicht nochmals straffällig werden. Daher können das Jugendgericht oder die Jugendanwaltschaft neben den Strafen auch sogenannte Schutzmassnahmen aussprechen. Zum Beispiel kann die Jugendrichterin verfügen, dass der oder die Jugendliche für eine Weile in einer Pflegefamilie untergebracht wird.
Zunahme der Jugendkriminalität
Die Jugendkriminalität nimmt in der Schweiz seit 2015 kontinuierlich zu, seit 2018 sogar stark. Warum dies so ist, können Fachleute nicht eindeutig sagen. Ein Faktor ist womöglich, dass die Jugendlichen gut vernetzt und mobil sind. Martin Niederer, Leiter des Jugenddienstes der Stadtpolizei Zürich bestätigt dies im Gespräch mit Moderatorin Anna Zöllig: «Die Jugendlichen sind schnell übers Handy informiert, wo etwas läuft. Das ergibt grosse Gruppierungen, was zu Problemen führen kann.»
Aber: Der Grossteil der Jugendlichen in der Schweiz kommt gar nicht mit dem Strafgesetzbuch in Kontakt, nur rund 2 Prozent der Jugendlichen werden straffällig.
Zahlen und Fakten zur Jugendkriminalität in der Schweiz
Im Beitrag «Schweizer Jugendstrafrecht» stellt Moderatorin Anna Zöllig die Bausteine des schweizerischen Jugendstrafrechts vor und beantwortet die wichtigsten Fragen dazu. Welche Strafen und Schutzmassnahmen gibt es? Welche sind die häufigsten Straftaten von Jugendlichen und welche Konsequenzen haben diese?
Anhand dreier fiktiver Fälle – Ladendiebstahl, Sachbeschädigung und Körperverletzung – werden mögliche Konsequenzen aufgezeigt. Die gezeigten Situationen knüpfen an die Lebenswelt von Jugendlichen in der Schweiz an und eignen sich für weiterführende Diskussionen.
Zudem berichten Esther Stoop, leitende Jugendanwältin bei der Jugendanwaltschaft Limmattal/Albis und Martin Niederer, Leiter des Jugenddienstes der Stadtpolizei Zürich aus der Praxis.
Unterrichtsmaterial für Lehrpersonen
Bezug zum Lehrplan 21
Die Schülerinnen und Schüler …
ERG.1.2.b : … können in philosophischen Gesprächen Gedankenexperimente einsetzen (z.B. Stell dir vor,... Wenn du hättest entscheiden müssen,... Wenn du die Möglichkeit hättest,...)
ERG.2.2.a : … können erlebte, beobachtete oder erzählte Situationen anhand der Perspektiven verschiedener Beteiligter beurteilen.
ERG.5.4.d : … können vereinnahmende Einflüsse auf mögliche Ursachen analysieren und sich abgrenzen (z.B. Manipulation, Modetrends, Gruppendruck, Mobbing)
ERG.5.6.b : … können mögliche Ursachen und Folgen von Aggression im alltäglichen Erleben erläutern und reflektieren.
ERG.5.6.d : … können verschiedene Wege der Konfliktbewältigung erwägen und Scheinlösungen erkennen z.B. Schuldabwälzung, Ausweichen, Verharmlosung, Mehrheitsdiktat).
Stufe: Sek I
Fächer: Ethik, Religionen, Gemeinschaft
Stichwörter : Kriminalität, Gewalt, Jugendgewalt, Diebstahl, Sachbeschädigung, Gefängnis, Jugendgefängnis, Jugendheim, Schutz, Strafe, Bestrafung, schuldig, unschuldig, Justiz, Strafrecht, Ethik, Normen, Werte, Recht, Jugendstrafgesetz, Gericht, Richter:in
Produktion : SRF school 2022.
VOD : Unbeschränkt.