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Lektion Dada – Anti-Kunst macht Schule

Mit eigenen Lyrik-, Readymade- und Performance-Experimenten proben Jugendliche, wie mit Dada der Rahmen von etablierten Konzepten gesprengt werden kann. Dabei erweist sich die revolutionäre Kunstbewegung als idealer Unterrichtsstoff.

Dada und Schule – auf den ersten Blick ein Widerspruch. Doch das Heraustreten aus Normen und die sinnlich-spontanen Erfahrungen bieten Schülerinnen und Schülern vielfältige Möglichkeiten für Erfolgserlebnisse. Die Jugendlichen lernen nicht nur die Kunst, sondern auch die Welt mit anderen Augen zu sehen.

So wie die Dadaisten ab 1916 Literatur, Tanz und Handwerk miteinander neu kombinierten, lässt sich auch Dada fächerübergreifend behandeln. Anlässlich des 100. Geburtstags von Dada hat «SRF mySchool» Klassen besucht, welche die Anti-Kunst mit eigenen Performance-, Readymade- und Lyrik-Experimenten aufleben lassen.

Sprache ohne Regeln

«Jolifanto bambla ô falli bambla» – so beginnt das berühmte dadaistische Gedicht Hugo Balls. Grammatik und Satzlehre sind bei dadaistischer Lyrik inexistent.

Im Lyrik-Workshop geht die Sekundarklasse aus Altstetten der Sprache wortwörtlich ans Messer und lässt bei der Entstehung der Gedichte den Zufall walten.

Beim anschliessenden lautmalerischen Dichten zählt der Klang der Wörter – dabei dürfen auch neue Begriffe erfunden und Sprachfetzen kombiniert werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Inszenierung im Selfie-Zeitalter

1918 posierten die Dada-Vertreter Hans Arp, Tristan Tzara und Hans Richter in der Zürcher Bahnhofstrasse für eine Fotografie und inszenierten sich dabei selbst.

Knapp ein Jahrhundert später setzen sich die Maturandinnen und Maturanden der Kantonsschule Hohe Promenade am gleichen Ort in Szene.

Wie möchte ich wahrgenommen werden? Im Performance-Experiment hinterfragen die Jugendlichen nebst ihrer Rolle im öffentlichen Raum auch die moderne Selfie-Kultur.

Sind Zigarettenstummel Kunst?

1917 schockierte Marcel Duchamp die Kunstwelt: Mit seinem Pissoir-Readymade stellte er den klassischen Kunstbegriff radikal in Frage.

Im Workshop eifern die Jugendlichen Duchamp nach und suchen Mitten in der Stadt nach Readymades. Anschliessend sollen sie diese in einem anderen Kontext präsentieren. So platziert erhalten auch banale Alltagsgegenstände wie Zigarettenstummel oder Getränkedosen eine neue Bedeutung.

Dada-Themenwege zum Download

Stufe: Sek I, Sek II

Fächer: Bildnerisches Gestalten, Textiles und Technisches Gestalten, Deutsch, Gesellschaft

Stichwörter: Kunstgeschichte, Dadaismus, Cabaret Voltaire, Sophie Täuber Arp, Lautgedicht, Avantgardekünstler, Protest, Manifest, Kulturavantgarde, Zweckentfremdung

Produktion: Michael Fischer. «SRF mySchool» 2016

VOD: Unbegrenzt.

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