Die Küstenlinie, die das aktuelle Grossbritannien umfasst, begann sich vor rund 10'000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit abzuzeichnen. Was zuvor eine kalte, trockene Tundra an der Norwestecke von Europa war, wurde wärmer und trockener, als die riesige Eiskappe am Nordpol und im Norden Amerikas abzuschmelzen begann. Der Meeresspiegel stieg innerhalb von 2000 Jahren um 35 Meter. Die Irische See, die Nordsee und der Kanal waren bis dahin Festland, das allmählich überschwemmt wurde.
Um 6100 vor Christus brach die Landverbindung mit Europa völlig. Es wird vermutet, dass riesige Rutschungen an der norwegischen Küste – die sogenannte Storegga-Rutschung – dafür verantwortlich sind. Die Rutschung umfasste über 5000 Kubikkilometer Masse und führte zu einem der grössten Tsunamis der Erdgeschichte. Die Wellen hatten eine Höhe von 8 bis 9 Metern, das Wasser überschwemmte im Nordosten Grossbritanniens ehemalige Landgebiete 40 Kilometer landeinwärts. Ebenso wurden Tiefebenen im Bereich der heutigen Nordsee und Irischen See überschwemmt, darunter auch Doggerland, die letzte verbliebene Landverbindung zwischen Grossbritannien und dem europäischen Festland.
«Der Tsunami war ein Wendepunkt in unserer Geschichte», sagt der britische Archäologe und BBC-Historiker Neil Oliver. «Die Menschen, die hier lebten, wurden andersartig. Und ein klein wenig wurden sie auch eigenartig.»
The moment Britain became an island by Megan Lane, BBC News Magazine