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#SRFglobal Frischer Wind aus China - ausgerechnet mit Atomenergie

Wenn China hustet, kriegt die Welt den Schnupfen. Das gilt nicht nur für die Wirtschaft, sondern auch für die Umwelt. Der grösste Umweltverschmutzer der Welt hat jetzt seine Medizin gegen den chronischen Husten gefunden: Kernkraft statt Kohlekraft lautet die chinesische Zauberformel.

Dunkelgrau hängen die Wolken über der nordöstlichen Stadt Shenyang. China schreibt an diesem Novembersonntag einen weiteren Negativrekord: Die WHO-Luftgrenzwerte sind ums 40fache überschritten. Kurz vor dem Klimagipfel in Paris herrscht in China so dicke Luft, wie nie zuvor.

Umdenken hat begonnen

Die kommunistische Regierung ist gefordert, nicht erst seit diesem Sonntag, sondern schon seit Jahren. Kein Winter vergeht ohne neue Schlagzeilen über Städte in denen es aussieht, wie in einem Endzeit-Film von Roland Emmerich. Im neuen 5-Jahresplan der im nächsten Frühling abgesegnet wird, steht Umweltschutz denn auch ganz oben auf der Agenda.

Wir wollen Frankreich helfen, den Klimagipfel zu einem Erfolg zu bringen.
Autor: Xi Jinping Staats- und Parteichef China

Denn China bezahlt jetzt den Preis für die exorbitanten Wachstumszahlen der vergangenen Jahre und die Vernachlässigung des Umweltschutzes. War es noch vor kurzem unmöglich, öffentlich über Umweltprobleme zu diskutieren, schreiben die staatlich kontrollierten Medien heute fast täglich über zu hohe Luftwerte, vergiftete Böden, verschmutze Flüsse und die Folgen für die Menschen, die in China leben. Ein Umdenken hat offensichtlich begonnen und das soll in Paris nun die ganze Welt erfahren. «Wir wollen Frankreich helfen, den Klimagipfel zu einem Erfolg zu bringen», versprach Staats- und Parteichef Xi Jinping dem französischen Staatspräsidenten François Hollande, als dieser ihn Anfang Monat in Peking besuchte.

Atom- statt Kohlekraft

Xi Jinping weiss, dass der Erfolg oder Misserfolg des Gipfels zu einem grossen Teil von der künftigen Klimapolitik seines Landes abhängt. Und es scheint, dass China den Ernst der Lage erkannt hat. Ab 2030 sollen Chinas Emissionen nicht mehr weiter ansteigen, wie verbindlich dieses Ziel ist, muss sich allerdings erst zeigen. Erreichen will China diesen wichtigen Wendepunkt vor allem durch eine Massnahme: Statt Kohlekraft soll künftig stark auf Nuklearkraft gesetzt werden, dafür will China bis 2020 hundert neue Atomkraftwerke in Betrieb nehmen. Allerdings sind viele damit verbundene Fragen noch offen, so zum Beispiel die Frage der Endlagerung der radioaktiven Abfälle. Nach dem Super-GAU in Fukushima hatte China seine AKW-Pläne vorübergehend sistiert. Doch die möglichen Gefahren, die von neuen Atomkraftwerken ausgehen, scheinen dem Hunger nach Energie bereits gewichen zu sein. Kritiker monieren, dass Chinas Umdenken zu Lasten der Sicherheit gehe. Das Tempo sei viel zu hoch, es fehle beispielsweise an ausgebildetem Personal, das die neuen Kraftwerke sicher betreiben könne, sagen sie.

Ambitiöse Ziele

Doch Chinas Regierung hat entschieden: Die Kohlekraft soll sukzessive durch Atomkraft ersetzt werden. Im Moment macht der Anteil an Nuklearstrom erst 2,4 Prozent aus, bis 2020 soll dieser 6 Prozent des Strommixes ausmachen, dafür sind alleine im Moment 24 Kraftwerke im Bau. Die kommunistische Regierung erhofft sich durch diesen Schritt mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die AKW sollen nicht nur den wachsenden Energiehunger der neuen Mittelklasse stillen, sondern vor allem auch eine Alternative bieten zur schmutzigen Energie der Kohlekraftwerke. Mit einher geht die Reduktion des CO-2 Ausstosses, womit China längerfristig seine Klimaziele erreichen will.Nichtsdestotrotz: Selbst wenn es China gelingt, seinen CO2-Ausstoss ab 2030 nicht mehr weiter steigen zu lassen, bleibt das bevölkerungsreichste Land der Welt auch mit Abstand der grösste Verursacher von Treibhausgasen. Pro Kopf sieht die Bilanz zwar viel besser aus, als zum Beispiel für die USA. Laut Hochrechnungen von Klimaforschern wären aber selbst im besten Fall bis 2030 bereits 40 Prozent des CO2-Budgets aufgebraucht, um die globale Klimaerwärmung nicht über 2 Grad steigen zu lassen.

#SRFglobal vom 20. Oktober: «China – der hungrige Drache»

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