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Eiffelturm nachts beleuchtet in blau, weiss, rot.
Legende: «Das Wahrzeichen der Welt schlechthin, Gustave Eiffels Turm aus Eisen.» Der Spiegel, 28.05.2016 Keystone

#SRFglobal «La Grande Nation» n'existe pas

Frankreich grenzt ans Mittelmeer, den Atlantik und die Nordsee, zählt nach Deutschland am meisten Einwohner der EU, ist Ursprungsort der grundlegendsten Werte der Menschheit. Doch der Ausdruck «Grande Nation» ist fehl am Platz. Nur deutschsprachige Journalisten verwenden ihn - aus Unkenntnis.

Der Ausdruck «La Grande Nation» ist unter den Franzosen grösstenteils unbekannt. Französische Politiker beschwören zwar Frankreich hin und wieder als «une grande nation», aber der bestimmte Artikel – la – kommt in diesem Zusammenhang nicht vor.

Ein Franzose würde den Ausdruck 'La Grande Nation' niemals in den Mund nehmen. In Frankreich ist er nämlich gar nicht gebräuchlich, er wäre vermutlich sogar deplaziert und lächerlich.
Autor: Hajo Kruse Journalist, Arte

Die exakte Herkunft des Begriffs ist unklar. Deutsche Dichter wie Christoph Martin Wieland und Johann Wolfgang von Goethe verwendeten ihn zum Ausdruck ihrer Bewunderung für die Errungenschaften der französischen Revolution. Spätestens nach der Niederlage Frankreichs im deutsch-französischen Krieg von 1870 bis 1871 erhielt die Benennung dann zunehmend eine negative Konnotation.

Journalisten im deutschsprachigen Raum, vor allem Sportjournalisten, benutzen die Formulierung immer noch gerne, da es als Synonym zur Stilisierung eines Textes dient. (Sie vermeiden damit die Mehrfach-Verwendung des Begriffs «Frankreich».) Jedoch wird mit der Umschreibung noch Einiges beigemischt – über die Landesbezeichnung hinaus.

Das ist in der Regel ironisch bis spöttisch gemeint, als Anspielung darauf, dass das Land in der Illusion vergangener Größe lebe und sich damit selbst eine Bedeutung zuschreibe, die von der Wirklichkeit nicht mehr gedeckt sei.
Autor: Günther Nonnenmacher Frankfurter Allgemeine Zeitung
Schlagzeile im Blick: La Grande Nation am Boden
Legende: Schlagzeile im Blick nach dem Ausscheiden Frankreichs an der WM 2010 in Südafrika blick.ch

Die französische Botschaft in Österreich schreibt im April 2011, dass der Gebrauch des Ausdrucks «Grande Nation» im Kontext von Sportkommentaren deplatziert ist und es sich als Anspielung auf die Leistung französischer Athleten schnell um eine Erniedrigung handeln kann.

Mit der bevorstehenden Fussball- Europameisterschaft bietet sich eine optimale Gelegenheit zum Beweis, wer Frankreichkenner ist - und wer nicht. Gerade die Frankophilen unter den Journalisten wissen um die Bedeutung sorgfältiger Pflege der «langue française». Freuen wir uns auf ein Europa im Fussballfieber mit Formenvielfalt ohne Fehler.

Die Welt: «La Grande Nation» (2006)

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