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#SRFglobal New York schämt sich für «seinen» Trump

Mit einer Mischung aus Empörung und Scham reagiert ein grosser Teil von New Yorks Bevölkerung auf den bizarren Wahlkampf von Donald Trump. Es gibt erste, hitzige Demonstrationen.

Polizisten vor Hochhaus-Eingang
Legende: Protzig: Eingang zum Trump Tower an der 5th Avenue in New York AP photo / Kathy Willens

Das Herz von Donald Trumps landesweiter Präsidentschafts-Kampagne liegt an der mondänen 5th Avenue in Sichtweite des Central Parks. Vom Trump Tower aus leiten er und seine Helfer den Wahlkampf. Trump besitzt in Manhattan eine ganze Reihe solcher Bauklötze. New York ist sein zu Hause, doch die Stadt hat ihren Sohn längst innerlich verstossen.

Finanzieller Ehrgeiz, ein grosses Ego, lautes und barsches Auftreten – das alles ist eigentlich typisch für New York. Doch im weltoffenen Melting-Pot New York ist Fremdenfeindlichkeit verpönt. Hier leben Latinos, Chinesen, Japaner, Europäer friedlich zusammen. Der billige Radau-Wahlkampf passt wie die Faust aufs Auge zur gebildeten, toleranten Bevölkerung von Manhattan.

«Als New Yorkerin schäme ich mich für Trump», sagt mir eine Frau am Rande einer Demonstration beim Bahnhof Grand Central. Die Demonstranten wollen einen Auftritt von Trump in einem Hotel stören. Doch sie werden von der Polizei abgeschirmt. Ein Trump-Anhänger mischt sich unter die Protestierenden und provoziert ein Handgemenge. Ein Sinnbild für das vergiftete Klima im Wahljahr 2016.

Beim Umzug durch Manhattan erhalten die Demonstranten vielerorts spontanen Applaus von Passanten. Die Protestierenden haben eine Mehrheit der Bewohner hinter sich, auch wenn noch nicht viele mitmarschieren - die «üblichen Verdächtigen» wie «Black Lives Matter», Antifaschisten, Links-Radikale, ein paar Studenten und Anhänger von Bernie Sanders.

Denkzettel für den Clown in Manhattan

Den Denkzettel verpasst die Stadt ihrem «Clown» (so nennt ihn die Boulevard-Zeitung «New York Daily News») an der Wahlurne. Zwar gewinnt Trump deutlich die Vorwahlen im Bundesstaat, der bis hinauf zur Grenze nach Kanada reicht. Doch ausgerechnet in Trumps Heimat Manhattan erhält der unauffällige John Kasich mehr Stimmen. Für den Narzissten Trump eine Kränkung. Er muss es geahnt haben. Im Wahlkampf trat er vor allem in den kleineren Städten im Norden auf. Um «sein» Manhattan machte er meist einen weiten Bogen.

Die Demonstration vom 14. April könnte einen Vorgeschmack liefern auf das, was New York und die USA im Wahlherbst erwartet.

Die Protestierenden nehmen die Strassen beim Broadway in Beschlag, bis die Polizei einschreitet. Die Situation droht zu eskalieren, es gibt Festnahmen.

Für das liberale, weltoffene Amerika ist Trump als Präsident eine Horror-Vorstellung. Doch den Trump-Gegnern stehen ebenso überzeugte, ja radikalisierte Trump-Fans gegenüber. Ich fürchte, es droht ein giftiger, rabiater Wahlkampf in den USA, auch in den Strassen des Big Apple.

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