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Die Geschichte von SRG und NPO Von Radio-Clubs zum TV-Vollprogramm

In allen Ländern Europas gibt es öffentlich finanziertes Radio und Fernsehen. Die Organisationsformen dieser Sender sind jedoch so verschieden wie ihre Geschichte. Das zeigt etwa der Vergleich zwischen der SRG und der Niederländischen NPO.

Die Pionierzeit des Radios verläuft in der Schweiz und in den Niederlanden noch sehr ähnlich: Kreative Bastler bauen Anfangs des 20. Jahrhunderts erste Radiosender und Empfänger. In der Schweiz übernehmen die Uhrenindustrie und Universitäten die Pionierrolle, in den Niederlanden Ingenieure der technischen Industrie.

Es entstehen mehrere konzessionierte Radiosender mit geringer Reichweite. Sie sind weder in der Schweiz noch in den Niederlanden kommerziell ausgerichtet. In der Schweiz vertreten diese Veranstalter verschiedene Regionen, in den Niederlanden verschiedene Gesellschaftsgruppen. Damit enden die Parallelen des hiesigen und des niederländischen öffentlichen Rundfunks.

Entwicklung von Radio und Fernsehen in der Schweiz…

In der Schweiz entstehen aus den Programmveranstaltern die regionalen Radiogesellschaften Zürich, Bern, Basel, Lausanne und Genf. Und aus diesen Gesellschaften wird 1931 die SRG hervorgehen. Bereits zehn Jahre zuvor hat der Bundesrat die Schweizer Rundfunkpolitik festgelegt: Radio machen sollen private Veranstalter, die zwar unter behördlicher Aufsicht stehen, aber einmischen ins Programm darf sich der Staat nicht.

In den 50-er Jahren kommt das Fernsehen in die Schweiz. Nach einem mehrjährigen Versuchsbetrieb erhält die SRG die erste offizielle Sendekonzession. Damit beginnt 1958 der definitive Fernsehbetrieb in Zürich und Genf.

… und in den Niederlanden

Der öffentliche Rundfunk der Niederlande, NPO, ist in seinem Aufbau historisch bedingt einmalig. Wie die SRG setzt sich die NPO aus nicht-kommerziellen Vereinen zusammen. Diese Vereine wiederspiegeln aber unterschiedliche religiöse und weltanschauliche gesellschaftliche Strömungen. Entstanden ist diese Struktur aus der sogenannten «Versäulung» - einem System, das die niederländische Bevölkerung in verschiedene ideologische Gruppen unterteilt.

Diese Vereine haben, wenn auch über die Jahre angepasst, bis heute Bestand und produzieren einen Teil der Programme des niederländischen öffentlichen Radios und Fernsehens.

Die Gebühren, die Gebühren

In der Schweiz gilt von Beginn weg: Wer Radio hören will, muss dafür Empfangsgebühren bezahlen. Im Jahr 1911 gibt es in der Schweiz drei Gebührenzahler. Drei! Im Gründungsjahr der SRG sind es bereits 150'021. Die SRG wird von den Bundesbehörden von Anfang an als «Dienst an der Öffentlichkeit» verstanden. In den Grundprinzipien bedeutet das journalistische Unabhängigkeit von Staat und Wirtschaft sowie ein Informations- und Bildungsauftrag. Das kostet, und Werbung ist im Radio verboten. Schon in den 30-er Jahren beginnt damit die Diskussion um die Höhe der Empfangsgebühren. Mit der Einführung des Fernsehens in den 50-er Jahren wird diese noch verschärft.

Die Niederlande entscheidet sich für ein anderes System. Der öffentliche Rundfunk wird direkt aus der Staatskasse finanziert, also mit Steuern. Das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft entscheidet jedes Jahr neu, wieviel Geld die einzelnen Anbieter von Radio- und TV-Programmen erhalten. Das Ministerium entscheidet auch über die Sendezeit der Anbieter.

Der Druck auf die Öffentlichen nimmt zu

Sowohl in den Niederlanden als auch der Schweiz war die Politik bei der Entstehung des Rundfunks um gesellschaftlichen Ausgleich bemüht. Niemand sollte die Oberhand gewinnen über das neue Medium. Nicht die Politik, nicht die Wirtschaft und keine Privaten. Gewährleistet werden konnte dies allerdings nur, wenn die Allgemeinheit dafür bezahlt. Dieses System ist seit jeher angreifbar und muss ständig neu ausgehandelt werden. In der Schweiz allerdings steht es nun ganz zur Disposition.

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