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Dilemma für Eltern Sex, Drogen, Alkohol: Wenn Kinder problematische Lieder hören

Was tun, wenn Kinder gerne Musik mit problematischen Texten anhören? Es gibt verschiedene Lösungsansätze.

Wenn die Kinder den Sunneschiin-Zimetschtern-Liedern entwachsen und statt Kinderliedermacher Andrew Bond plötzlich die Stars aus der Hitparade in ihren Playlists auftauchen, dann werden Eltern hellhörig. Statt Weihnachtsguetzli werden auf einmal Alkohol und Drogen besungen oder Anspielungen auf Sex und Gewalt gemacht.

Über problematische Liedtexte in ihrer Lieblingsmusik erzählt auch die zehnjährige Sofia. Sie hört zum Beispiel Rap: «Mich fasziniert, dass die Rapper so schnell reden können, die können ja kaum Luft holen.» Dass sie eine 15- und eine 18-jährige Schwester hat, trägt sicher dazu bei. Im Zimmer der älteren Schwestern oder im Radio entdeckt sie jeweils neue Musik. Was in den Liedern genau gesagt wird, versteht sie nicht immer.

Rapper Apache 207 mit Zigarette in der Hand
Legende: Rapper und Sänger Apache 207 im Musikvideo zu «Neunzig» «Ich sag': Ohh, wie die vierte Mische schmeckt? Ich bin nicht intelligent, doch meine Haare wie geleckt Du Hurensohn, was bringt dir all dein Geld Wenn Apache den dritten Knopf öffnet von seinem Hemd?» (aus: «Neunzig» von Apache 207) Screenshot Youtube/Apache 207

Eine Frage der Interpretation?

Und damit ist sie nicht alleine. Kinder- und Jugendpsychologin Monika Kast sagt dazu: «Viele Kinder interpretieren auch Begriffe nicht als schlimm, die für Erwachsene schockierend sind, wie zum Beispiel ‹Bitch›». Dass Eltern dennoch keine Freude haben, wenn ihre Kinder solche Ausdrücke in ihre Alltagssprache übernehmen, leuchtet ein. Doch was ist die Lösung?

Kindersicherung bei Spotify und Co.

Hören die Kinder die Musik bei einem Musikstreamingdienst, können die Eltern eine Kindersicherung einstellen. Bei Spotify zum Beispiel kann man bei den «Einstellungen» den Menüpunkt «Unangemessene Inhalte erlauben» ausschalten. Dann werden Lieder, die mit einem «E» für «Explicit Content» markiert sind, nicht abgespielt.

Gemeint sind damit Inhalte, die nicht geeignet sind für Kinder und Jugendliche. Dazu gehören beispielsweise Liedtexte, in denen es um Drogen, Gewalt oder sexuelle Handlungen geht oder die Schimpfwörter enthalten.

Wenn man mit Vorurteilen ins Gespräch geht, werden die Kinder eher mit Widerstand reagieren. Wenn man aber offen und interessiert ist und sich auch mal von den Kindern belehren lässt, ist das eine gute Grundvoraussetzung.
Autor: Monika Kast Kinder- und Jugendpsychologin

Der Haken: Spotify verlässt sich hierbei auf die Angaben der Rechteinhaber. Das heisst, die Plattenlabels markieren ihre Inhalte selbst. Und es besteht ein Interpretationsspielraum. Zwar können Nutzerinnen und Nutzer dem Streamingdienst anstössige Inhalte melden, das geht aber nur etwas umständlich über die Desktop-App oder per E-Mail.

Verbote als Anreiz

Ausserdem können Verbote auch als Anreiz wirken oder gar zum gegensätzlichen Verhalten führen, wie Monika Kast sagt. Die Psychologin plädiert dafür, dass Erwachsene mit ihren Kindern offen besprechen, warum sie gewisse Texte problematisch finden und welche Risiken sie dabei sehen. Am besten solle man Interesse zeigen, zusammen das entsprechende Lied anhören und dann darüber reden.

Wie handhabt SRF das Thema?

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Bei der Radiosendung SRF Kids auf SRF 1, die sich an 9- bis 14-Jährige richtet, entscheidet die Musikredaktion, welche Songs gespielt werden. Musikredaktor Alexander Walbeck erklärt: «Wir respektieren die Kunstfreiheit, spielen aber keine Songs mit diskriminierenden und/oder rassistischen Inhalten. Kritische Songs besprechen wir immer im Gremium in der Musikredaktion. Im Zweifelsfall entscheiden wir uns gegen ein Ausspielen in der SRF-Kids-Sendung.»

Dies komme immer wieder vor, etwa wenn in den Songs Fluchwörter benutzt oder Alkohol und Drogen zelebriert werden. Aktuelles Beispiel: Der neue Song «Friesenjung» von Joost, Ski Aggu und Otto Waalkes, in dem Joints angesprochen werden. Dabei orientiert sich die Musikredaktion unter anderem am internen Leitfaden zum Jugendmedienschutz bei SRF.

Die entscheidende Frage ist jeweils, ob der entsprechende Inhalt bei Kindern und Jugendlichen eine negative Wirkung erzeugen kann, also eine Veränderung von Einstellungen, Verhaltensweisen oder Weltbildern. Auch hier besteht ein gewisser Interpretationsspielraum – eine allumfassende Lösung gibt es nicht.

«Wenn man mit Vorurteilen und von Anfang an verächtlich ins Gespräch geht, werden die Kinder eher mit Widerstand reagieren. Wenn man aber offen und interessiert ist und sich auch mal von den Kindern belehren lässt, ist das eine gute Grundvoraussetzung.»

Zwar gibt es danach keine Garantie, dass die Kinder die entsprechende Musik freiwillig nicht mehr anhören, aber zumindest singen sie nicht einfach ahnungslos mit.

SRF 1, SRF Kids, 04.06.2023, 19:00 Uhr

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