Volksmusik gehört zur Schweiz wie Käse und Berge. Doch wer glaubt, sie sei nur etwas für ältere Generationen, liegt falsch. Immer mehr junge Musikerinnen und Musiker entdecken den Klang ihrer Heimat neu – frisch, virtuos und mit viel Herzblut. Drei Nachwuchsformationen haben das beim Folklorenachwuchs-Wettbewerb 2024 eindrücklich bewiesen.
Prättigauer Power – jung, lüpfig und voller Drive
Lukas Joos, Laurin Aebli und Philip Joos – das ist Prättigauer Power. Die drei spielen sich mit Schwyzerörgeli, Bass und einer Menge Energie in die Herzen des Publikums. Beim Wettbewerb überzeugen sie mit dem Stück «Dirty Hürli» von den Rusch-Büeblä – ihrem grossen Vorbild. Simon Rusch von den Rüsch-Büeblä selbst lobt: «Ihre lüpfige Musik lädt zum Tanzen ein.» Jury-Mitglied Res Schmid meint auch: «Sie haben wirklich, wie es der Name sagt, gute Power».
Neben der Musik sind die Jungs sportlich unterwegs. Auf den Skipisten ihrer Heimat holen sie sich den Schwung für die Bühne – und wissen, was zählt: «Musizieren, aber zwischendurch etwas Abwechslung ist eben schon lässig.»
Dass sie auch live überzeugen, zeigen ihre bisherigen Erfolge: ein Konzert vor über tausend Leuten, eine eigene CD und Fernsehauftritte. «Wir probieren, dem Publikum Freude zu bereiten – und uns selbst auch», sagt Laurin.
Gabriel Hauenstein – Kuhflüsterer mit Alphorn
Gabriel Hauenstein lebt auf dem Loohof in Endingen AG – zwischen Mutterkühen, Kälbern, Hühnern und Mastschweinen. Tagsüber hilft er auf dem Hof, abends greift er zum Alphorn. «Ich hatte ein bisschen Glück mit den Lehrern. Sie geben nur wenig Hausaufgaben», erzählt Gabriel.
Neben dem Kornett spielt Gabriel auch Trompete, kennt die klanglichen Unterschiede der Instrumente genau – und gewinnt mit seiner Eigenkomposition die Jury für sich. «Gabriel hat mit seiner Präsenz und Auftreten sehr beeindruckt. Auch seine Eigenkomposition, strotzt von Witz und Charme», so Jury-Mitglied Urs Holdener.
Gabriel denkt bereits an die Zukunft: Eine Lehre als Landwirt, später die BMS und dann nach Zürich, um Trompete zu studieren. Gabriels Vater zeigt sich stolz und freut sich, wenn seine Kinder eigenständig sind und ihr Leben selbst in die Hand nehmen.
JaeLena – Jodeln mit Herz und Handwerk
Jael Holdener und Lena Lüthi aus dem Kanton Schwyz sind JaeLena. Die beiden lernen sich im Kinderjodelchor kennen, singen später im Terzett – und bleiben schliesslich als Duo übrig. «Als dann eine aufgehört hat, sind wir übrig geblieben», erzählt Lena.
Ihre Auftritte sind geprägt von musikalischer Feinfühligkeit, Eigenständigkeit und einem besonderen Zusammenspiel mit dem Klavier. «Die Harmonie mit dem Klavierspielen, das hat uns sehr beeindruckt», sagt Jurorin Brigitte Schöni.
Neben der Musik arbeiten beide in sehr unterschiedlichen Berufen. Lena steht in der Schreinerei an grossen Maschinen, Jael macht ihre KV-Lehre – und trainiert im Winter Kinder im Skiclub Oberiberg. «Ich dachte immer schon, dass ich irgendwann mit den Kindern in die Skischule gehen möchte. Das macht mir grosse Freude.» Als sie gefragt wird, ob Jodeln oder Skifahren, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Im Winter Ski und im Sommer Jodeln.»
Dass Musik mehr ist als ein Hobby, zeigt sich im Wunsch, Emotionen weiterzugeben. «Ich kann durch die Musik meine Emotionen gut verarbeiten und für mich wiedergeben», sagt Lena. Und auch wenn ein Auftritt pro Woche zu viel wäre für sie, behalten sie die Freude am Singen.