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Vom Flüchtlingscamp auf die Comedy-Bühne: Yoldas und Serhat über ihren Weg zum Erfolg
Aus Helvetia vom 28.12.2023.
abspielen. Laufzeit 26 Minuten 56 Sekunden.
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«Kurds & Bündig» «Auf unseren Podcast haben viele in der Schweiz gewartet»

Als sich Yoldas und Serhat kennenlernten, fühlten sie sich von Anfang an über ihre kurdischen Wurzeln verbunden.

Der Podcast «Kurds & Bündig» von Yoldaş Gündogdu (28) und Serhat Koca (29) wird schon seit ein paar Jahren gehypt. Die Live-Shows des Podcasts sind meistens innert Stunden ausverkauft. Auf Tiktok haben sie schon über 30'000 Follower.

Der Podcast bietet mehr als nur «Trashtalk und Halbweisheiten», betont Serhat, auch bekannt als Sero. Die beiden äussern ihre Meinungen, sprechen offen über ihre Vergangenheit und ihre kurdischen Wurzeln. Beide sind in Winterthur aufgewachsen und sind Kinder politischer Flüchtlinge. Ihr Zielpublikum sind daher auch «Migra-Kids», eine Gruppe, die in der Schweizer Medienlandschaft oft vernachlässigt werde, so Yoldaş.

«Mir ist scheissegal, was im Internet landet»

«Ich rede einfach gerne, Sero hingegen ist etwas verkopft», meint Yoldaş. Serhat habe sich zu Beginn des Podcasts im Jahr 2021 mehr Gedanken darüber gemacht, was er sagen könne, und ob es überhaupt in Ordnung sei, Yoldaş nicht.

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«Er weiss, was seine Stärken und Schwächen sind»
Aus Helvetia vom 28.12.2023.
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«Mir ist scheissegal, was im Internet landet», erzählt Yoldaş. Sero erklärt sich diese YOLO-Mentalität so: Yoldaş, auch Yosh genannt, stehe halt gerne im Mittelpunkt. «Yosh ist Einzelkind … sein Vater war nicht da, und seine Mutter arbeitete bis mindestens 22 Uhr. Von wem bekommst du Aufmerksamkeit?» Wahrscheinlich ist auch dieser Mix an Charaktereigenschaften ein wichtiges Element für ein Podcast-Duo.

Einen Platz am Tisch gewonnen

Obwohl sie ihre Kulturarbeit mit dem Podcast nicht hauptberuflich machen können, haben sie «Hunger und Drive», erzählt Yoldaş. Für die beiden ist klar, dass sie eine Marktlücke in der Schweizer Podcast-Landschaft gefunden haben: «Eine der Gründe, warum der Podcast so erfolgreich ist, liegt darin, dass die Leute darauf gewartet haben. Menschen wie Serhat und ich haben jahrelang darauf gewartet», so Yoldaş.

«Podcasts sind wie Bücher»

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Cheyenne Mackay, Deputy CEO der Podcastschmiede aus Winterthur, hat schon mehrere Podcasts entwickelt und kennt das Business gut. «Podcasts sind mittlerweile wie Bücher, es erscheinen viele, aber nicht jeder ist ein Bestseller. Zum Erfolg eines Podcasts gehört auch die richtige Distribution, sie ist essenziell, um ein Publikum zu erreichen. Das machen die Podcaster von ‹Kurds & Bündig› richtig.» Auf die Frage, ob sie mit ihren Stimmen eine bisherige Lücke im Markt füllen, sagt Mackay: «Natürlich, gar keine Frage. Deshalb kommen auch so viele Menschen zu ihren Live-Shows.»

Mit dem Support ihrer Community können sie auch Live-Shows innerhalb von Stunden ausverkaufen und haben sich somit einen Platz am Comedy-Tisch gesichert.

Grosse Zustimmung beim Publikum

Im Podcast erzählen sie Geschichten, mit denen sich viele andere mit Migrationshintergrund identifizieren können. So erzählt Serhat, wie blöd er jeweils den ersten Schultag nach den Ferien fand. «Eine Lehrerin wollte, dass wir einen zweiseitigen Aufsatz über unsere Ferien schreiben», erzählt Serhat.

«Ich habe eine ganze Seite damit gefüllt, wie oft ich im Supermarkt war in meinen Ferien: Ich war achtmal im Coop, beim ersten Mal kaufte ich das, beim zweiten Mal das, und einmal musste ich zwei Kilo Tomaten für meine Mutter kaufen», erzählt Serhat.

Unter dem Clip «Verzehl vo dine Ferie» schreibt die Nutzerin «Ximka», wie sie letztens ihr Schulheft mit diesen Feriengeschichten fand: «Einfach alle Stories in diesem Heft waren erfunden und gelogen.» Linda, eine Lehrerin, fragt in der Kommentarspalte, was sie denn nächsten Montag mit ihren Schülern machen soll. Meryem gibt ihr den Tipp: «Nicht nach den ganzen Ferien fragen und wo man war, sondern nach einem Erlebnis fragen.»

«Wenn die beiden das können – was steht mir im Weg?»

Obwohl Yoldaş heute mehr Menschen im Fernsehen sehe, die visuell als Ausländer und Ausländerinnen lesbar sind, war das in seiner Kindheit nicht der Fall. Ihre Arbeit in der Öffentlichkeit ist deshalb auch so wichtig, meint Yoldaş. «Das braucht es, damit ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen findet, wenn er das machen kann und auf einer Bühne stehen kann, wenn die beiden das können – was steht mir im Weg?»

SRF 2, Life @ SRF, 26.1.2024, 18:50 Uhr;

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