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Mental Load einer Landfrau Vierfache Mutter: «Vor einem Jahr wurde mir alles zu viel»

Vier Kinder, ein Bauernhof und der permanente Mental Load: Rahel Margreth erzählt, wie sie an ihre Grenzen kam.

Rahel Margreth ist 34, Mutter von vier Kindern und führt zusammen mit ihrem Mann Hanspeter einen Biobauernhof in Langwies GR. Vor elf Jahren haben sie den Hof von Hanspeters Onkel übernommen. Rahel ist im Stall, in der Küche und im Betrieb im Einsatz – vor allem aber für die Kinder da, die heute 10, 8, 6 und 3 Jahre alt sind.

Eine sechsköpfige Familie macht sich parat vor dem Sofa.
Legende: Margreths machen sich parat für den «Landfrauenküche»-Besuch. SRF

Ihr Alltag zeigt exemplarisch, was «Mental Load» bedeutet: die Summe aus Organisation, Planung, Mitdenken und der emotionalen Verantwortung für Familie und Haus. Laut Bundesamt für Statistik leisten Frauen in der Schweiz weiterhin den Grossteil der unbezahlten Care-Arbeit. In der Landwirtschaft übernehmen Frauen vielfältige Aufgaben – von Stall bis Haushalt. Häufig bleiben diese Tätigkeiten unsichtbar.

«Vor einem Jahr wurde mir alles zu viel»

Nach zehn Jahren im Familien- und Hofbetrieb merkt Rahel, dass ihre Kräfte schwinden. Sie sagt: «In den letzten zehn Jahren habe ich Raubbau an meinem Körper und meiner Seele betrieben.» Kein Jahr sei wie das andere, erzählt sie: Die Kinder verändern sich, die Partnerschaft mit ihrem Mann auch, und sie selbst müsse sich ständig neu finden. Der permanente Druck, präsent zu sein, hinterlässt Spuren.

Sie beschreibt, wie sie tagsüber alle Themen der Kinder auffange: Sorgen, Konflikte, Erwartungen. «Wenn Hanspeter heimkommt, sind diese Themen oft schon wieder abgeschlossen», sagt sie. Vor einem Jahr habe sie gewusst, dass sie Hilfe brauche. Seither geht sie alle zwei Wochen in die Therapie. Der Austausch mit einer neutralen Person tut ihr gut, weil sie dort lernt, ihre eigenen Gefühle ernst zu nehmen: «Ich merke, ich bin nicht immer das Problem – es sind auch die Umstände. Und so wie ich bin, bin ich gut.»

«Landfrauenküche» – Ein Alltag, der alles andere als idyllisch ist

Rahel möchte zeigen, wie das Landfrauen-Leben mit vier Kindern aussehen kann: «Es sieht manchmal so idyllisch aus von aussen.» Der Morgen ist straff getaktet: Kinder wecken, Frisuren richten, Frühstück organisieren, Schulbus erreichen. «Wenn eine die andere nur schon dumm anschaut, fallen wir aus der Fassung», sagt sie.

Ihr Mann Hanspeter spricht aus, was im Alltag mitschwingt: Draussen auf dem Hof könne er dem Tumult gelegentlich ausweichen, Rahel hingegen sei immer mitten drin bei den Kindern.

Drei Kinder auf einem kleinen Wagen und zwei Personen weiter oben auf einer steilen Alp.
Legende: Die Arbeit auf ihrem steilen Gelände ist ohnehin anstrengend: «Ohne Kinder ist die Arbeit auf der Alp einfacher», gibt Rahel zu. SRF

«Es braucht uns beide»

Rahel sagt: «Ich bin sehr froh, dass ich Hanspeter an meiner Seite habe. Ohne geht’s nicht, es braucht uns beide.» Er hilft im Haus, sie draussen auf dem Hof – die Arbeit teilt sich nach Fähigkeiten und Situationen. Hanspeter sagt: «Sie ist immer da, wenn man sie braucht. Wenn man im Seich ist, kann man Rahel rufen, sie lässt alles stehen und liegen.» Hanspeter und Rahel geben sich gegenseitig Halt. «Wir versuchen, einander Kraft zu geben, um solche Zeiten gemeinsam zu überstehen», sagt Hanspeter.

Gemeinsam reflektieren sie auch ihre Familienplanung: «Wir haben schon öfter gesagt, dass wenn wir länger keine Kinder gehabt hätten, wüssten wir nicht, ob wir uns für so viele entschieden hätten», sagt Rahel. Es sei einfacher ohne Kinder, Landwirtschaft zu betreiben. Gleichzeitig nennen sie es ihr Glück, dass die Familie so gewachsen ist.

Rahels Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, die unsichtbare Last sichtbar zu machen – für Frauen in der Landwirtschaft und weit darüber hinaus.

SRF 1, SRF bi de Lüt – Landfrauenküche, 5.12.2025, 20:10 Uhr ; 

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