In der Fernsehsendung «Wie tickt die Schweiz?» beantworten 100 Menschen verschiedene und zum Teil intime Fragen ehrlich. Auch auf srf.ch wurde die Umfrage anonym durchgeführt.
Die Resultate sind nicht repräsentativ, liefern sie spannende Einblicke in unsere Gesellschaft. Psychologin Sereina Venzin bewertet die Resultate.
1. Knapp die Hälfte der Befragten kann ihre Meinung im Restaurant äussern
Grundsätzlich geht es darum, seine Meinung kundzutun. Bei dieser Frage hat mehr als die Hälfte keine Mühe damit, ihre Meinung frei zu äussern. Das ist bei einer negativen Kritik allerdings nicht selbstverständlich, da es dafür eine gute Portion Selbstsicherheit braucht. Ein ehrliches und angemessenes Feedback kann allerdings hilfreich sein.
Feedback zu geben, kann man ganz allgemein auch üben. Wichtig ist dabei die Formulierung von Ich-Botschaften, welche die eigene Perspektive zum Ausdruck bringt. Im besten Fall wird man nach einem Feedback gefragt. Die Kurzversion im Restaurant wäre «Mir war die Suppe zu salzig» statt «Die Suppe war zu salzig».
2. Fast alle Befragten stehen nicht gerne im Mittelpunkt
Der kulturelle Einfluss spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, wie man sich in einer Gruppe verhält. Schweizer und Schweizerinnen gelten eher als zurückhaltend und höflich, sei es in der Fremdwahrnehmung als auch in der Selbstwahrnehmung. Letzteres könnte ein Grund für den hohen Nein-Anteil sein.
Demgegenüber steht die Persönlichkeitseigenschaft Extraversion. Das sind Menschen, die gerne den Kontakt zu anderen Menschen suchen und keine Mühe damit haben, wenn sie im Mittelpunkt stehen.
3. Über 90 Prozent leben monogam
Monogame Beziehungen werden bevorzugt. Dies kann mit den gesellschaftlichen und persönlichen Wertvorstellungen in Zusammenhang stehen und für viele als «Goldstandard» gelten. Es ist auch deutlich aufwendiger, zwei oder mehrere Beziehungen gleichzeitig zu führen, denn jede Beziehung braucht eine gewisse Form von Investment.
Wer sich nicht festlegen kann oder will, ist eher bereit, diesen zusätzlichen Effort zu betreiben.
4. Die meisten Befragten treiben genug Sport
Gemäss einer Studie erfüllen 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung die Bewegungsempfehlung von 2.5 Stunden pro Woche. Basierend auf diesen Zahlen hätte also lediglich jede 5. Person Gründe für ein schlechtes Gewissen.
Die Frage richtet sich an alle, die persönlich der Meinung sind, zu wenig Sport zu treiben. Das können Menschen sein, die überhaupt gerne Sport treiben würden oder vielleicht auch jene, die zwar objektiv genug Sport treiben, aber trotzdem das Gefühl haben, es könnte mehr sein oder Sport eine höhere Priorität haben sollte.
5. Sehr wenige Menschen klauen bewusst an der Self-Scanning-Kasse
Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet 2023 mit 24'252 Ladendiebstählen einen neuen Rekord seit 2009. In der Statistik wird aber nicht zwischen Diebstählen mit Self-Scanning-Kassen und sonstigen Ladendiebstählen unterscheidet.
Die meisten Menschen schrecken vor einem Diebstahl ab. Bei allen anderen könnte die Motivation sein: Gelegenheit macht Diebe. Eine Self-Scanning-Kasse ist eine günstige Gelegenheit. Bei einer personalbesetzten Kasse ist die Hemmung grösser, dies zu tun, weil es eine wahrgenommen, soziale Kontrolle durch ein Gegenüber gibt. Interessant wäre ein Experiment: Fotos von Mitarbeitern an der Self-Scanning-Kasse anzubringen. Vielleicht würde diese Form von sozialer Kontrolle zu weniger ungescannten Artikeln führen.