Zum Inhalt springen

Swiss Music Awards Wie Ländler-Musik plötzlich populär wird

Volksmusik und Ländler erleben aktuell einen regelrechten Aufschwung. Das erste Mal überhaupt ist das Genre an den Swiss Music Awards vertreten – dank dieser zwei Gruppen.

Sie heissen Genderbüebu und Rusch-Büeblä. Zwei Gruppen, die es schaffen, dass Ländler-Musik zum ersten Mal überhaupt an den Swiss Music Awards vertreten sind. Wer aber sind diese Musiker, die dieses Genre gerade so populär machen? Und wie erklären sie sich ihren Erfolg?

Die Rusch-Büeblä

Sie gelten als die jungen Wilden der Ländlerszene – die Zwillingsbrüder Simon und Cyrill Rusch. Wie in der Volksmusik oft anzutreffen, bilden die 22-Jährigen eine Familienformation zusammen mit Vater Roger.

Die Zwillinge Cyrill und Simon stehen zusammen mit ihrem Vater Roger vor einem Auto.
Legende: Cyrill (links), Simon (mitte) und Vater Roger (rechts) bilden zusammen das Trio Rusch-Büeblä. zvg

Auf ihren Ruf angesprochen, lacht Simon laut. Gegenüber SRF sagt er: «Ja, manchmal sind wir wirklich die letzten, die nach Hause gehen. Wir verstellen uns halt nicht und sind gerne nah an den Leuten.» Ist das vielleicht auch ihr Erfolgsrezept?

Die beiden werden dem Spruch «Ländlermusig isch Trumpf» aktuell mehr als gerecht. Letzten Sommer landeten die aus dem Wägital stammenden Brüder mit ihrem Album «Meitli Tanz» auf Platz eins der Charts und dieses Jahr sind sie an den Swiss Music Awards in der Kategorie Best Breaking Act nominiert.  

Musik ist nur ein Hobby

Box aufklappen Box zuklappen

Unter der Woche arbeitet Cyrill 80 Prozent als Schreiner, sowie 20 Prozent als Schwyzerörgelilehrer, Simon als Metallbauer und Roger als Dachdecker. «Manchmal ist es viel.» Doch die Musik solle ein Hobby bleiben, meint Simon. Auch wenn sie an den SMAs gewinnen würden. Ihre Chancen auf einen Sieg sehen die beiden aber als «wirklich gering. Klar, wäre es schön, abzuräumen. Aber für uns ist nur schon die Nominierung ein Riesenerlebnis.»

Für Simon trage die Nähe sicher zum Erfolg bei. «Aber auch, dass uns die Freude des Publikums am Herzen liegt und wir trotz grösserer Bekanntheit am Boden bleiben.» Weswegen die Musiker immer noch kleine Konzerte spielen. «Es kann sein, dass wir am Samstag an einer Hochzeit, am Sonntag an einem Brunch in einem kleinen Restaurant spielen und eine Woche später auf einer grossen Festbühne stehen. Wir spielen für alle – Jung und Alt.»

Genderbüebu

Weniger jung, aber keinesfalls minder wild und erfolgreich ist die andere an den SMAs nominierte Ländlerformation: die Genderbüebu aus dem Wallis. Wie die Rusch-Büeblä musizieren auch sie seit Kindertagen zusammen. Und auch für sie ist die Musik «nur» ein Hobby – wenn auch ein sehr ergiebiges.

die Volksmusikgruppe Genderbüebu sitzt an einem Tisch in einem urchigen Umfeld
Legende: Raban Pfammatter, Kilian Schnydrig, Marco Gurten und Simon Schnydrig musizieren zusammen als «Genderbüebu». Fredy Salzmann

Die Schwyzerörgelitruppe hat mit ihrem Album «Freundschaft» 2018 als erste Ländlergruppe seit langem Goldstatus erreicht, ist mit dem Nachfolger «Dankbarkeit» wochenlang auf Platz eins gewesen und spielt an ihren Konzerten vor bis zu 1500 Menschen.

Auch sie erklären sich ihren Erfolg mit ihrer Art, wie Simon Schnydrig sagt: «Ich glaube, die Leute mögen Authentizität, Nähe und sicher auch unsere Verbundenheit zur Natur und Landwirtschaft.» Drei der vier Mitglieder sind Bauern.

Damit die Jungen in der Volksmusik sehen: Mit Ländler kannst du etwas reissen.
Autor: Simon Schnydrig Musiker

Das ist auch der Grund, wieso die Formation trotz grosser Nachfrage nur fünf bis zehn Konzerte pro Jahr spielt. «Mehr geht nicht», sagt der 39-Jährige – der Einzige, der nicht in der Landwirtschaft tätig ist. «Wir können nur im Frühling auftreten. Und im Sommer an zwei Wochenenden – zwischen mähen und heuen.»

«Mit Ländler kannst du etwas reissen»

Box aufklappen Box zuklappen

Trotz grosser Bekanntheit: Auch Simon Schnydrig von Genderbüebu hat wenig Hoffnung für die SMAs: «Wir sind mit Züri West und Heimweh der absolute Underdog in unserer Kategorie.» Den Genderbüebu ist aber allein schon die Nominierung sehr wichtig: «Es geht um das Genre. Damit die Jungen in der Volksmusik sehen: Mit Ländler kannst du etwas reissen.»

In diesen zwei Wochen findet dann auch das Open Air statt, welches die Gruppe organisiert. Dort erwarten sie 6000 bis 8000 Ländlerfans.

Männer in Trachten spielen Akkordeon und Kontrabass auf einer Bühne.
Legende: Marco Gurten mit der Band auf der Bühne. Genderbüebu

Ein Festival in dieser Grösse hat es noch nie gegeben. Damit so etwas möglich ist, braucht es doch aber mehr als nur Sympathie? «Wie auch die Rusch-Büeblä machen wir eigene Songs, eigene Programme, setzen auf Stimmung und unsere Texte sowie unser Dialekt kommen einfach gut an», sagt Simon.

SRF 3, 1.5.2024, 15:20 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel