Das fiktive Oberwies aus WILDER ist ein schwer geprüftes Dorf. Vor dreissig Jahren starben zwölf Kinder bei einem Bergsturz, jetzt sorgt das Projekt eines arabischen Investors für Zwist.
Konflikt um Atommüll
Ein weiterer Konflikt wird mehr und mehr zum Thema. Zeitgleich zum Bergsturz unternahm die fiktive NERATOM Probebohrungen, um Atommüll zu lagern. Genau wie beim Bauprojekt zogen sich in der Serienvergangenheit tiefe Gräben durch das Dorf – zwischen Befürwortern und Gegnern.
Das Drama um das gegenwärtige Bauprojekt und die damaligen Probebohrungen in WILDER ist von realen Ereignissen inspiriert. Im Vergleich mit der Andermatter Sawiri-Überbauung ist bei der NERATOM der Bezug zur Realität weniger offensichtlich.
Inspiration in der Realität
Ältere werden sich erinnern: Die Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) sorgte in der Blütezeit der Anti-AKW-Bewegung für heftige Kontroversen.
Seit 1972 ist die Genossenschaft im Auftrag des Bundes auf der Suche nach Stätten zur Endlagerungen für radioaktiven Abfall. In einem guten Dutzend Schweizer Gemeinden – darunter Schafisheim, Riniken, Hägendorf oder Niedergösgen – wollte die Nagra Sondierbohrungen vornehmen. Auf offene Arme stiess sie nirgends.
Atommüll unter dem Bett
Stattdessen sorgte die Organisation für viel, auch medial hochgekochten, Zündstoff in den betroffenen Dörfern. Und dies trotz den Beteuerungen des damaligen Präsidenten Rudolf Rometsch: Den unter dicken Metallhüllen eingefassten Müll «würde ich sogar unter dem Bett versorgen», sagte Rometsch.
Als Nagra-Chef zog er den Zorn militanter Kernkraftgegner auf sich: Nach einer misslungenen Attacke 1981 brannte sein Grindwaldner Ferienhaus beim zweiten Anschlag 1984 bis auf die Grundmauern nieder.
Heftige Proteste
Nirgends waren die Gräben grösser und die Konflikte heftiger als in der Nidwaldner Gemeinde Wolfenschiessen. Der nahe Wellenberg galt bei der Nagra als Favorit für ein Tiefenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle.
Doch zweimal schickte die Nidwaldner Bevölkerung entsprechende Begehren bachab – 1995 und 2002. Ganz im Gegensatz zu Wolfenschiessen übrigens – die Gemeinde stand den Nagra-Plänen insgesamt wohlwollender gegenüber, auch aufgrund der grosszügig bemessenen offiziellen Abgeltungen in zigfacher Millionenhöhe. Dass seitens Nagra auch Schmiergelder geflossen seien, gehört aber wohl eher ins Reich der Verschwörungstheorien.
Verbürgt sind allerdings Schüsse aus dem Sturmgewehr eines beinharten Endlager-Gegners. Er ballerte aber nicht auf Menschen, sondern auf Luftballone einer Nagra-Werbeveranstaltung. Diese wurden vom Schützen zielsicher zerfetzt.
Die Suche geht weiter
Seit 1972 sucht die Nagra nun nach einem Ort, um Atommüll endzulagern. Bisher ergebnislos. Der radioaktive Abfall befindet sich momentan in einem Zwischenlager in Würenlingen.
Bis 1982 versenkten Schweizer KKWs ihren Atommüll im Nordatlantik, seit 2005 ist dessen Export verboten. Atommüll muss grundsätzlich im Inland entsorgt werden.
Die Nagra hat ihre Suchaktivität wieder verstärkt – auch der Wellenberg ist wieder ein Thema. Favorisiert werden aber das Zürcher und Schaffhauser Weinland.
Dort gibt es den von der Nagra als sehr attraktiv erachteten Opalinuston. Tief unter der Erde stiessen Geologen auf Flüssigkeiten und Fossilien, die seit 180 Millionen Jahren hermetisch im Gestein eingeschlossen sind.
Und gemäss Nagra soll das noch ein paar Millionen Jahre so bleiben. Warum also nicht dort den Schweizer Atommüll versorgen? Die dortige Bevölkerung ist skeptisch, Widerstand regt sich. Die Zeiten, in denen die Nagra keine Schlagzeilen machte, sind wohl bald vorbei.