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SRF Archiv Das erste internationale Schneckenrennen von Kilchberg ZH (1973)

Im Jahr 1973 findet in Kilchberg ZH das erste internationale Schneckenrennen statt. Mit Startgebühr von 5 Franken und einem Dopingverbot. Ein Fundstück aus dem SRF-Archiv.

Seltsame Szenen entfalten sich: Inmitten von Bäumen und Büschen haben sich Menschen niedergelassen, starren konzentriert auf kleine Röhrenmonitore und jubeln winzigen schleimigen Geschöpfen zu. Der Kommentator wird es dramatisch als «Bildschirme am Rand der Kampfzone» beschreiben. Doch was spielt sich eigentlich auf diesen Bildschirmen und in der besagten Kampfzone ab? Es ist das erste internationale Schneckenrennen in Kilchberg (ZH).

Das SRF-Archiv auf TikTok

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Viele Videos und Audios aus dem SRF-Archiv wurden digitalisiert, um sie dem Publikum zugänglich zu machen. Auf YouTube und neu auch auf TikTok werden regelmässig besondere Highlights gepostet – von der ersten Schweizer Bierbrauerin bis zum HipHop-Style der 90er.

Wie bei jedem Hochleistungssport braucht es auch hier Financiers und Mäzene, die Anmeldegebühren und Catering übernehmen. Bei diesem Schneckenspektakel sind es 5 Franken pro Teilnehmer. Etwa hundert Schneckenzüchter haben ihre Hoffnungsträger ins Rennen geschickt.

Dass die Siegerehrung mit gewisser Verspätung stattfindet, ahnt man bereits beim Startkommando, das sich ebenfalls verzögert. Die ersten zwölf Schleimsprinter haben nun die Rennstrecke betreten. In 150 cm Entfernung, also am gegenüberliegenden Ende der Piste, haben die Schnecken-Jockeys Platz genommen. Mit Lockstoff und Fäden dirigieren sie ihre Schnecken zielwärts.

Statt Beyoncé gibt es die Minstrels als Halftime Show

Für die akustische Untermalung ist ebenfalls gesorgt. Am Streckenrand zupfen die Urheber des bis heute populären Songs «Grüezi Wohl, Frau Stirnimaa» von der Gruppe «Die Minstrels» die Saiten. Die melodischen Schwingungen sollen laut Schneckenexperten sogar den trägsten Schleimfuss zu Höchstleistungen antreiben.

Was braucht es zum Sieg?

Was als optimaler Motivator taugt, wurde vorab ausgiebig getestet. Blattsalat, Basilikum, Erdbeeren oder ein biergetränkter Wattebausch. Peitschenhiebe und Doping (im Bericht als «Dopping» ausgesprochen) stehen unter Verbot. Ob sich die Performance auch anderweitig steigern lasse, erkundigt sich der Reporter bei einem Schneckencoach: «Ja, ich habe ihn in einem Trainingslager gehabt. Ungefähr drei Wochen.»

Langsam am Ende

Besonders erwähnenswert sind die Schneckentaufnamen, die durchaus Charakter versprühen: etwa «Schlürfi der Säufer» oder «Quasimodo der Clochard». Die abschliessende Rennzusammenfassung läuft im beschleunigten Modus ab, schliesslich benötigt selbst die Spitzenreiterin stolze 15 Minuten und 36 Sekunden für ihre Glanzleistung. Das Siegerpodest wird komplett von Schweizer Vertretern dominiert, obgleich Konkurrenten aus sechs verschiedenen Nationen angetreten waren.

Das Podest

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  1. Tina, die Gartenschnecke
  2. Balduin
  3. Kafi Lutz

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