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Amerikanischer Freestyle-Star Eileen Gu soll Chinas Gesicht der Spiele werden

Freestyle-Überfliegerin Eileen Gu stammt aus den USA, ist in Peking aber Chinas Gold-Hoffnung. Ganz nebenbei ist das 18 Jahre alte Multitalent auch noch als Diplomatin gefordert.

Eileen Gu geht als eine der wenigen Freeskierinnen in Halfpipe, Slopestyle und Big Air an den Start.
Legende: Überfliegerin Eileen Gu geht als eine der wenigen Freeskierinnen in Halfpipe, Slopestyle und Big Air an den Start. imago images

Gold-Hoffnung, Supermodel – und Diplomatin. Eileen Gu ist alles, nur keine gewöhnliche Freestyle-Skifahrerin, die gerade erst volljährig geworden ist. Sondern eine junge Frau, die in jeder Hinsicht Massstäbe setzt. In Peking sind die Erwartungen an die Überfliegerin gigantisch – und das weit über den sportlichen Erfolg hinaus.

Bei ihren ersten Olympischen Winterspielen wird sie unter dem Namen Ailing Gu bzw. Gu Ailing, wie es auf Chinesisch heissen muss, an den Start gehen. Mit 15 Jahren beschloss die hochtalentierte Gu, für China, das Heimatland ihrer Mutter, zu starten. Damit wolle sie «Millionen junger Menschen inspirieren», begründete sie ihre damals heiss diskutierte Entscheidung. Die US-Staatsbürgerschaft behielt sie.

Spagat zwischen zwei Weltmächten

Unfreiwillig muss sie nun bei den Winterspielen ausserhalb des sportlichen Geschehens einen Spagat zwischen zwei konkurrierenden Weltmächten meistern. Schliesslich kündigten die USA im Dezember als erstes Land einen diplomatischen Olympia-Boykott an. China reagierte gereizt, die Stimmung ist äusserst angespannt.

Eileen Gu.
Legende: Soll Chinas Gesicht der Spiele werden Eileen Gu. Getty Images

Gu, die fliessend Mandarin spricht, vermeidet klare Aussagen – obwohl oder gerade, weil alle Augen auf sie gerichtet sind. Sie hebt lieber den Einfluss des Sports auf die Diplomatie hervor und sagt mantraartig: «Wenn ich in den USA bin, bin ich Amerikanerin. Wenn ich in China bin, bin ich Chinesin.» Sie sei stolz auf ihre Herkunft und ihre «amerikanische Erziehung».

Immense Erwartungen an das Multitalent

Im Reich der Mitte könnten die sportlichen Erwartungen an das chinesische Gesicht des Wintersports grösser nicht sein. Bis zu drei Goldmedaillen soll Gu in Peking holen, als eine der wenigen Athletinnen geht sie in allen drei Disziplinen (Slopestyle, Halfpipe und Big Air) an den Start.

Vor einem Jahr gewann sie innerhalb von 36 Stunden bei den X-Games in Aspen im US-Bundesstaat Colorado zweimal Gold und einmal Bronze. Sechs Wochen später wiederholte sie ihre Medaillenausbeute bei der WM trotz eines gebrochenen Fingers und wurde als erste Freestylerin Doppel-Weltmeisterin in zwei olympischen Disziplinen.

Wenn Gu nicht gerade auf Skiern für Furore sorgt, modelt sie für einige der weltgrössten Marken. Längst hat sie Sponsoren aus aller Welt und ziert die Titelseiten internationaler Magazine. «Egal, was ich tue, mein Körper ist Teil meines Berufs», sagt sie.

Nebenbei wartet nach Olympia gleich das nächste Highlight: Im Herbst beginnt Gus Studium an der renommierten Stanford University. Zeit zum Durchschnaufen hat die Überfliegerin also nicht. Das Gefühl, es allen beweisen zu müssen, hat sie ebenso wenig – sagt Gu zumindest. Obwohl auf ihr in Peking die Erwartungen eines ganzen Landes lasten.

SRF zwei, «Sportpanorama», 30.1.2022, 18:00 Uhr ; 

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