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Warum die Olympischen Spiele in Peking für Kritik sorgen
Aus Sportpanorama vom 30.01.2022.
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Daniel Eckmann «IOC und Fifa erweisen den Sportlern einen Bärendienst»

Daniel Eckmann boykottierte einst die Olympischen Spiele 1980. Im «Sportpanorama» übt er heftige Kritik am IOC.

«Man darf sich freuen und man muss sich freuen. Die Athletinnen und Athleten haben sich auf die Spiele vorbereitet und werden für Emotionen sorgen», schickt Eckmann voraus. Dass die Winterspiele in der chinesischen Hauptstadt Peking stattfinden, befremdet ihn jedoch.

100 Prozent Kunstschnee in Peking ...

Die Vergabe nach Almaty hätte ihn zwar nicht viel glücklicher gemacht, aber: «Kasachstan hätte wenigstens Erfahrung im Durchführen von Schneesport-Anlässen. Peking hat überhaupt keine Tradition als Wintersportort.» Eckmann liefert folgende Eckdaten: In Sotschi (2014) betrug der Anteil des Kunstschnees 80 Prozent, in Pyeongchang (2018) 90 Prozent, in Peking beträgt er nun 100 Prozent. «Keine einzige Schneeflocke hat jemals das olympische Gelände begrüsst», sagt Eckmann.

Zur Person

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Daniel Eckmann war ehemaliger Spitzensportler und bestritt 95 Länderspiele für die Schweizer Handball-Nationalmannschaft. Er entschied sich dazu, 1980 die Olympischen Spiele in Moskau wegen dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu boykottieren. Später war der Jurist Stellvertretender Generaldirektor der SRG und Bundesratssprecher, Stiftungsrat von Antidoping Schweiz sowie Mitglied der Swiss Olympic Academy.

Die Hauptkritik des ehemaligen Handballers (siehe Box) betrifft jedoch nicht sportliche Kriterien, sondern ist an das IOC (Internationales Olympische Komitee) und den chinesischen Staat gerichtet. Eckmann spricht von politischer Propaganda: «Man wird der ganzen Welt eine Schokoladenseite von China präsentieren, die es so nicht gibt.»

... und 0 Glaubwürdigkeit für das IOC

IOC-Präsident Thomas Bach wisse ganz genau, wie es um die Freiheit und Demokratie in China bestellt sei. «Er weiss, dass eine Million Uiguren kaserniert sind und umerzogen werden. Viel weiter weg von den olympischen Idealen kann man nicht sein als in einem solchen Land.»

Thomas Bach muss gut in den Spiegel schauen, wenn er sich das nächste Mal rasiert.
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Menschenrechte, Demokratie und Freiheit seien ausdrücklich als Kriterium in der olympischen Charta verankert. Entweder seien diese Werte Makulatur oder dann wende man diese bei der Vergabe der Spiele auch an, so Eckmann. Dann gehe es auch wieder um die Sportler und nicht um den Kommerz.

«Das IOC und auch die Fifa erweisen den Sportlern einen Bärendienst, wenn sie sie von einer Diktatur in die andere jagen», erklärt Eckmann weiter. Die Glaubwürdigkeit des IOC sei an einem ganz kleinen Ort. «Thomas Bach muss gut in den Spiegel schauen, wenn er sich das nächste Mal rasiert.» Chinas Staatspräsident Xi Jinping hofiere Bach nur, weil dieser ihm die Show bringe.

Die eingeschlagene Richtung sei bedenklich. Der Gigantismus werde weitergetrieben und politische Regimes international inszeniert. «Aber der Sport hat etwas Besseres verdient», findet Eckmann.

Warum demokratische Staaten von Olympia absehen

Die Politisierung der Spiele habe dazu geführt, dass demokratische Staaten davon ablassen, diese durchzuführen, weil sie sich vor dem Schuldenberg fürchten. Das Problem beginne schon beim Bewerbungsprozess.

Nur Reformen und ein neuer Präsident könnten zur Besinnung auf die ursprünglichen Werte führen. Dazu bedürfe es des Drucks der Sponsoren und der Nationalen Olympischen Komitees. Eckmann hofft, dass auch aus dem Innern des IOC Reformbewegungen entstünden.

SRF zwei, Sportpanorama, 30.01.2022, 18:00 Uhr;

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