Mit Michelle Gisins Kombi-Gold am Donnerstag wurde der Rekord perfekt: Erstmals gewann eine Nation mehr als 4 Goldmedaillen an einer Austragung von Olympischen Winterspielen. Bis Mittwoch teilte sich die Schweiz die Bestmarke mit Österreich (4x Gold 2006) und Frankreich (4x Gold 1968). Im Team-Wettbewerb vom Samstag könnten die Swiss-Ski-Cracks gar ein 6. Gold gewinnen.
Zum insgesamt 5. Mal wird die Schweiz somit den Medaillenspiegel im Ski alpin gewinnen. Zuvor war das 1948 in St. Moritz (2x Gold), 1960 in Squaw Valley (2), 1972 in Sapporo (3) und 1988 in Calgary (3) der Fall gewesen.
Das Schweizer Gold-Quintett
Insbesondere die Spiele in Japan vor genau 50 Jahren haben sich ins Schweizer Kollektivgedächtnis gebrannt. Doppel-Olympiasiegerin Marie-Theres Nadig und Bernhard Russi trugen massgeblich zu den sprichwörtlichen «Goldenen Tagen von Sapporo» bei, wo noch eine Bob-Goldmedaille dazukam.
Ewiger Rivale Österreich
Dass die Schweiz den Rekord den österreichischen Rivalen abgejagt hat, dürfte eine besondere Genugtuung sein, denn die Österreicher nutzten die Schweizer Ski-Baisse in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren dazu, in Turin den Allzeit-Medaillenrekord aufzustellen. An die 14 ÖSV-Medaillen von 2006 wird die Schweiz auch in Peking nicht herankommen.
Auch im «ewigen Medaillenspiegel» der Alpinen liegt die Schweiz noch ein gutes Stück hinter Österreich, das in Peking durch Matthias Mayer (Super-G) und Johannes Strolz (Kombination) zwei Olympiasieger bejubeln durfte. 39 Mal Gold holte Österreich seit der Aufnahme des alpinen Skifahrens ins olympische Programm 1936. Die Schweiz steht an 2. Stelle mit 27 Goldmedaillen.
Frankreich dank Killy stark
Von 1948 bis 1984 wurden an Olympia jeweils nur 6 alpine Wettbewerbe ausgetragen (Abfahrt, Slalom, Riesenslalom in beiden Geschlechtern), 1988 kamen Super-G und Kombination hinzu, 2018 in Pyeongchang der Teamwettbewerb.
In Peking hat die Schweiz bislang die Hälfte aller verteilten Goldmedaillen gewonnen. Ebenfalls 50 Prozent aller möglichen Olympiasiege mit jeweils 3x Gold sackten die Österreicher 1956, die Franzosen 1964, die Schweizer 1972 und die Amerikaner 1984 ein. In der Nachkriegsära unerreicht, was die prozentuale Ausbeute betrifft, bleibt der Auftritt der Franzosen an den Heimspielen in Grenoble 1968: Dank Jean-Claude Killy (3x Gold) und Marielle Goitschel (Slalomsieg) gewannen sie zwei Drittel aller Wettbewerbe.
Begonnen hatte die alpine Ski-Geschichte 1936 in Garmisch mit zwei von deutschen Vertretern gewonnenen Kombinationen. Die Wettbewerbe waren umstritten, weil Skilehrern eine Teilnahme verboten war und die Schweiz die Rennen deshalb boykottierte.