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Klare Worte von Expertin Lüdi «Ein Witz» – Jury-Entscheid gibt zu reden

Fanny Smith verpasst eine Medaille wegen einer Rückversetzung. Die Kritik aus dem Schweizer Lager ist gross, die FIS verteidigt den Entscheid.

Vor die Mikrofone wollte Fanny Smith am Donnerstag nicht mehr treten. Zu tief sass der Frust, nachdem sie im Olympia-Skicross-Rennen durch einen Jury-Entscheid um den Gewinn der Bronzemedaille gebracht worden war. Weil die Waadtländerin kurz vor dem Ziel ihre Konkurrentin Daniela Maier behindert haben soll, wurde sie auf Platz 4 zurückversetzt.

Deutliche Worte wählten im Nachgang an den umstrittenen Entscheid andere: «Es ist einfach nur ein Witz, ich kann es nicht anders sagen», so Sanna Lüdi. Die 36-Jährige, die Olympia wegen einer Verletzung verpasst, hat das Rennen als SRF-Expertin verfolgt und bringt für den Entscheid der Jury überhaupt kein Verständnis auf.

Im Skicross gehe alles sehr schnell. Smith habe in der besagten Situation gar keine andere Möglichkeit gehabt, als breit zu springen. Sonst wäre sie Marielle Thompson auf die Ski gestanden, was möglicherweise auch zu einem Sturz geführt hätte. «Maier ist für Smith im toten Winkel. Sie kann sie gar nicht sehen.»

Waldner verteidigt Entscheid

Die Jury um Renndirektor Klaus Waldner sah das bekanntlich anders: «Fanny hätte geradeaus fahren können, rechts wäre Platz gewesen. Sie macht einen grossen Schritt nach links, den sie nicht hätte machen müssen. Sie ist Maier auf den Ski gestanden, die damit die Balance und an Geschwindigkeit verloren hat.» Es sei ein harter, aber richtiger Entscheid, so der österreichische Funktionär.

Lüdi glaubt nicht, dass Smith in dieser Situation eine andere Möglichkeit gehabt hätte. «Nach Drehbuch würde sie nach rechts ausweichen und die Entscheidung fällt auf der Ziellinie. Aber Smith hat in diesem Moment das einzige gemacht, was sie tun konnte.»

«Solche Situationen gibt es immer wieder»

Auch der Schweizer Cheftrainer Ralph Pfäffli kritisierte den Entscheid der Jury hart. «Es ist erklärbar, warum ihr Ski rausgeht. Solche Situationen gibt es immer wieder.» Dass Smith ihre Gegnerin bewusst behindert haben soll, hält Pfäffli für komplett ausgeschlossen. «Keine Athletin würde bei dieser Geschwindigkeit über Wellen eine Sidekick-Bewegung machen.»

Maier, die den 3. Platz von Smith erbte, verzichtete darauf, klar Position zu beziehen. «Es ist ein Jury-Entscheid, mehr kann ich dazu nicht sagen.» Trotz der unverhofften Medaille war die Freude bei der Deutschen aber getrübt. «Der Entscheid ist gut für mich, aber es tut mir unglaublich leid für Fanny.» Die Schweizerin habe sie im Ziel nach dem 4. Platz noch getröstet. Trotzdem versuche sie jetzt, den Moment zu geniessen.

 

SRF zwei, «Beijing live», 17.2.22, 07:30 Uhr ; 

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