Colin Muller will die Schweizerinnen zur zweiten Olympia-Medaille nach Bronze 2014 führen. Seit Sommer 2019 ist er Headcoach des Frauen-Nationalteams – an der WM zuvor war er noch Assistent gewesen. Sein erstes grosses Turnier in dieser Position, die WM im vergangenen August in Calgary, lässt für Peking hoffen.
Revanche gegen Finnland?
Die Schweizerinnen erreichten damals erstmals seit dem Gewinn von Bronze 2012 die WM-Halbfinals. Das gibt Selbstvertrauen, auch wenn eine Medaille verpasst wurde. Das Spiel um Rang 3 ging gegen Finnland 1:3 verloren. «Ich habe mir das Spiel wieder angeschaut. So gross war der Unterschied nicht», sagte Muller. «Wenn alles gut läuft, sind wir mit den Finninnen auf Augenhöhe. Wir haben uns seit der WM weiterentwickelt.»
Ausser Reichweite liegen dagegen wohl die USA und Kanada, die sich bislang sämtliche Olympia- und WM-Goldmedaillen gesichert haben. Dass in Peking mit Alina Müller eine Stürmerin dabei ist, die in Calgary dem Schweizer Team in der entscheidenden Phase noch gefehlt hat, stimmt jedoch zuversichtlich. «Langsam hat das Kribbeln eingesetzt», zeigt sich auch die 24-Jährige vorfreudig. Unbestritten liegen besondere Spiele vor ihr, steht mit Mirco Müller doch ihr Bruder für die Männer-Equipe auf dem Eis.
Spezieller Modus und grosse Erwartungen
Wie bei der letzten WM sind die Schweizerinnen auch in China sicher in den Viertelfinals dabei. Den speziellen Modus – die Gegner in der Vorrunde sind der Reihe nach Kanada (Donnerstag), das unter neutraler Flagge startende Russland (Freitag), die USA (Sonntag) sowie Finnland (Montag) – bezeichnet er als hilfreich: «Wir können zunächst ohne Angst antreten und an unserem Spielsystem feilen.»
Auch Captain Lara Stalder weiss um die günstigen Umstände: «Wir gehören zur Topgruppe und stehen damit in der Runde der letzten Acht.» Damit seien aber auch die eigenen Erwartungen gestiegen, so Stalder. «Wir haben unsere Lehren aus dem verlorenen WM-Halbfinal gezogen und eine gute Vorbereitung hinter uns», konstatiert die Luzernerin. «Wir müssen gross träumen – und wollen eine Medaille holen.»
Trainer Muller hat grosse Hochachtung davor, was seine Spielerinnen auf sich nehmen, um Eishockey auf diesem Level spielen zu können, denn die Bedingungen in der Schweiz sind bei weitem nicht optimal. Leben davon kann hier keine und die Trainings finden oft spät statt, was sich negativ auf die Erholung auswirkt. Der beste Lohn für die Entbehrungen wäre die Wiederholung des Bronze-Coups von Sotschi.