Die Organisatoren der Olympischen Winterspiele 2018 haben eine äusserst solide Leistung abgeliefert. Das lässt sich nach rund drei Wochen in Pyeongchang mit gutem Gewissen festhalten.
Das Fazit der Spiele auf der koreanischen Halbinsel kann man einfach ausgedrückt auf folgenden Satz reduzieren: Das, was die Südkoreaner beeinflussen konnten, haben sie im Grossen und Ganzen richtig gemacht.
Enorm freundliche Freiwillige
Für die Infrastruktur erhält Pyeongchang gute Noten. Die Wettkampfstätten waren allesamt in einem guten Zustand, die Sicherheitskontrollen gingen schnell und problemlos über die Bühne, die Busse waren – meistens – pünktlich. Und vor allem: Als Besucher fühlte man sich stets sicher.
Was neben den sportlichen Ereignissen mit am meisten in Erinnerung bleiben wird, sind die extrem freundlichen Volunteers. Zwar war Englisch ab und an Fehlanzeige, doch fehlenden Willen oder mangelnde Begeisterung konnte man keinem der freiwilligen Helfer vorwerfen.
Atmosphäre und Wind als Negativpunkte
Doch zwei Dinge, welche die Organisatoren nicht beeinflussen konnten, drückten zuweilen auf die Stimmung: Das waren zum einen die manchmal leeren Zuschauerränge. In den Outdoorsportarten wie Ski alpin, Langlauf oder Skispringen waren die Ränge manchmal fast gähnend leer. Der Kontrast zu den in Südkorea beliebten Sportarten wie Shorttrack oder Eisschnelllauf war krass.
Zum anderen waren vor allem die zu Beginn arktischen Temperaturen und der Wind, der am Anfang der Spiele zur Absage mehrerer Rennen führte, Spassbremsen.
So erlebten drei SRF-Protagonisten Pyeongchang:
- Bernie Schär, Radio-Reporter (das 1. Mal in Albertville 1992 vor Ort): «Die sehr gut präparierten Pisten waren sehr positiv. Ebenfalls sensationell war das Bussystem, es gab kaum lange Wartezeiten. Die Wege waren relativ kurz und es war alles ziemlich kompakt. An der Infrastruktur gab es nichts zu bemängeln. Das Negative: Es hatte sehr wenig Zuschauer bei den Events in der «Prärie». Die Begeisterung der Südkoreaner für den Wintersport hält sich in Grenzen. Ich habe bei Winterspielen bisher nie so wenig Zuschauer gesehen.»
- Michael Stäuble, Kommentator Skispringen und Curling (das 1. Mal in Lillehammer 1994 vor Ort): «Das WLAN war das Beste überhaupt von all meinen bisherigen Spielen. Auch die Infrastruktur war gut. Keine Höchstnoten gibt es für den Transport, dafür war die Freundlichkeit der Volunteers herausragend. Etwas schade war gerade beim Skispringen, dass es nicht möglich war, mit den Trainern zu reden. Die Stimmung im Stadion war okay, aber natürlich kein Vergleich zu Skisprung-Mekkas wie Lillehammer oder Nagano. Beim Curling war die Atmosphäre dagegen vor allem bei Spielen von Korea wirklich gut.»
- Stefan Bürer, Kommentator Eishockey (das 1. Mal in Nagano 1998 vor Ort): «Das Spezielle in Pyeongchang war, dass Eishockey eine Sportart ist, welche die Südkoreaner nicht kennen. Die zwei Halbfinals fanden vor halbleerem Haus statt, das tut weh. Es ist eigentlich nicht würdig für Olympische Spiele, aber das kann man ihnen nicht vorwerfen. Stimmungsmässig gesehen einmalig waren die Aufritte der Koreaner. Zu den Stadien kann man nichts sagen, das war alles perfekt organisiert.»
Sendebezug: Laufende Olympia-Berichterstattung