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Nationalmannschaft Die Moral ist stärker als die Statistik

Die Bilanz der Schweizer Nati nach den ersten vier Gruppenspielen sieht nicht gut aus. Positive Entwicklungen sind nur mit der Lupe zu erkennen. Trotzdem: Wer diese Nati abschreibt, macht einen Fehler.

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr, am 15. Mai 2015, habe ich an dieser Stelle den Titel «Giele tüet dä Pögg i ds Gou» über die WM-Schlussbilanz der Schweizer gesetzt. Ein Jahr später hat der Titel immer noch Gültigkeit.

Das Problem des Toreschiessens

Die Schweizer sind auch heuer wieder schwach im Abschluss, brauchen zu viele Chancen, um ein Tor zu erzielen. Immerhin sind sie minim besser als auch schon. 13 Tore in vier Spielen. Das sind gleich viele wie an der letzten WM total erzielt wurden.

Patrick Fischer hat eine offensive Schweizer Mannschaft angekündigt. Er hat statistisch gesehen Wort gehalten. Trotzdem bleibt das Toreschiessen ein Problem der Schweizer. Sie brauchen durchschnittlich 12 Schüsse, um ein Tor zu erzielen, das ist immer noch zu viel. Mit diesem Wert liegt die Schweiz in der Tabelle aller WM-Mannschaften nur auf Platz 13.

Schlechtestes Boxplay aller WM-Teams

Das «Prunkstück» der Schweizer Nati war in den letzten Jahren immer das Unterzahlspiel. Die Schweiz im Boxplay, das war der Moment, als die TV-Zuschauer kurz zum Kühlschrank gehen konnten. Ein Gegentor gab es in dieser Zeit mit 90-prozentiger Sicherheit nicht.

Wer jetzt während einer Zweiminutenstrafe gegen die Schweiz etwas zu trinken holen geht, ist selber schuld, wenn er ein (Gegen-)Tor verpasst.

An der letzten WM in Prag kassierten die Schweizer in acht Spielen mickrige drei Unterzahltreffer. Hier in Moskau sind es nach vier Spielen schon sieben Boxplaytreffer. Und das in nur 14 Unterzahlsituationen. Das ist der schlechteste Wert aller Teams. Wer jetzt während einer Zweiminutenstrafe gegen die Schweiz etwas zu trinken holen geht, ist selber schuld, wenn er ein (Gegen-)Tor verpasst.

Mangelnde Effizienz und die schlechten Boxplaywerte können aber wettgemacht werden. Das haben die Schweizer in den ersten vier Spielen bewiesen. Mit Moral. Die ist statistisch nicht messbar, war zuletzt 2013 beim Gewinn der Silbermedaille in Stockholm vergleichbar gut wie hier in Moskau.

Die Schweizer werden richtig stark, wenn sie das Messer am Hals haben.

An der letzten WM in Prag waren Spiele nach einem Ein-Tore-Rückstand bereits verloren. Nicht so hier in Moskau. Hier werden die Schweizer erst richtig stark, wenn sie in Rückstand sind oder das Messer am Hals haben.

Zur Person

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Christoph Sterchi ist Redaktionsleiter Sport News TV und Radio bei SRF. Er begleitet die Schweizer Nati an der WM in Moskau.

Einen Ein-Tore Rückstand aufgeholt gegen Kasachstan, Zwei-Tore-Rückstände aufgeholt gegen Norwegen und Dänemark. Und gegen Lettland ein Spiel gewonnen, das man in 60 Minuten zweimal aus der Hand gegeben hatte. Aufgeben ist für die Mannschaft von Fischer ein Fremdwort. Und das stimmt zuversichtlich.

Das Erreichen des Viertelfinals ist für die Schweizer vor den letzten drei Gruppenspielen gegen die grossen Hockeynationen Russland, Schweden und Tschechien trotz Fehlstart ins Turnier rechnerisch noch möglich. Natürlich müssen auch die anderen Mannschaften für die Schweiz spielen und sich gegenseitig die Punkte abnehmen.

Starke Moral im Schweizer Team

Das ist normal, der Rechenschieber gehört seit Jahren zur Grundausstattung der Schweizer Nati und wir Journalisten haben in den letzten Jahren vermutlich alle möglichen «Wenn-dann»-Varianten, um einen Viertelfinal zu erreichen, mindestens einmal durchgerechnet.

Die Nati Ausgabe 2016 hat das Rüstzeug, um den Viertelfinal zu erreichen. Die Moral der Schweizer ist stärker als die schlechten Werte in der Torschusseffizienz und dem Boxplay. Wer jetzt den Viertelfinal abschreibt, ist unfair.

Sendebezug: Laufende Berichterstattung Eishockey-WM

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