Es ist der 17. Mai, Arsenal führt in der Partie der englischen Women's Super League bei Everton komfortabel 4:0. Dann kommt es im Strafraum der Londonerinnen zu einer verhängnisvollen Szene: Angie Beever-Jones streckt ihre Gegenspielerin brutal nieder. Die Gefoulte bleibt minutenlang liegen und muss dann verletzt vom Feld. Es handelt sich dabei um Lia Wälti.
Seit diesem 17. Mai ist die dominierende Frage rund ums Nationalteam: Wird sein Captain pünktlich zum WM-Auftakt fit? Wälti gibt sich zwei Tage vor dem Spiel gegen die Philippinen optimistisch: «Ich bin für so viele Minuten bereit, wie das Trainerteam mich braucht. Man wird dann im Spiel sehen, wie der Körper reagiert.»
Wälti hinterliess im Mittelfeld ein Vakuum
Wältis Wichtigkeit für die Nati ist kaum hoch genug einzuschätzen. Ihre Präsenz sorgt für Stabilität. Dass ihre Absenz wiederum ein Vakuum im zentralen defensiven Mittel hinterliess, stach in den letzten Testspielen ins Auge. Die Rückkehr der 30-jährigen Arsenal-Legionärin könnte das fehlende Puzzlestein zum ersten Sieg unter Trainerin Inka Grings sein. Und ein Vollerfolg ist gegen die Philippinen ohnehin Pflicht, will man das gesteckte Ziel Achtelfinal erreichen.
Die letzten Nati-Testspiele ohne Wälti
Klappt das, ist laut Wälti vieles möglich: «Wir haben es alle schon einmal gesehen: In der K.o.-Phase ist alles möglich. Natürlich gibt es dann Favoritenrollen, aber 90 Minuten entscheiden über das Weiterkommen.» Eine Überraschung liege in der Luft, schliesslich verfüge man über «ein gutes Team und die nötige individuelle Qualität».
Doch die Gedanken sind aktuell ganz auf das Philippinen-Spiel gerichtet. Wie lautet der Plan gegen das Team aus dem Westpazifik? «Uns erwartet ein Team, das defensiv stabil steht, Stärken im Konterspiel hat. Fakt ist aber auch, dass wir Favorit sind. Wir müssen das Spiel bestimmen, wir haben viel am Spielaufbau und am Pressing gearbeitet», gibt Wälti vor. Schliesslich sei ein erfolgreicher Auftakt «die halbe Miete einer erfolgreichen Gruppenphase».
Welche Captainbinde darf es sein?
65 Tage nach dem verhängnisvollen Foul kommt es also voraussichtlich zu Wältis Ernstkampf-Comeback. Ist es realistisch, da gleich wieder an die Bestleistung anzuknüpfen? «Das ist schwierig zu sagen, so habe ich das auch noch nie erfahren», bleiben auch für Wälti Fragezeichen.
Eine Frage, die sich alle Captains der WM stellen müssen, ist hingegen bereits entschieden – jene nach der Armbinde. Die Fifa gibt – wohl auch um Diskussionen wie jenen um den Regebogen an der WM in Katar einen Riegel zu schieben – den Teams 8 Modelle zur Auswahl.
Die Spielführerinnen dürfen auswählen, ob sie sich symbolisch für Inklusion, oder indigene Völker einsetzen, Partei gegen Gewalt gegen Frauen oder Hunger ergreifen oder, etwas profaner, «Fussball ist Freude, Frieden, Liebe, Hoffnung und Leidenschaft» verkünden wollen.
Wälti konnte der Fussball-Weltverband damit für sich gewinnen: «Dass uns die Fifa so wichtige Themen repräsentieren lässt, finde ich eine tolle Sache, da wollen wir als Vorbilder vorausgehen.»
Und welches Modell wird es nun für die Schweiz? Die Nati setzt da ganz auf Vielfalt: «Wir haben uns dazu entschieden, in jedem Spiel das Armband zu wechseln, so lange wir im Turnier sind.» Mögen es also gerne mehr als deren 3 sein ...