Krebsüberlebende, Heldin der LGBTQIA+-Gemeinschaft, Fussball-Wunderkind. Linda Caicedo ist gerade mal 18 Jahre alt und doch schon eine Inspiration für Millionen. Nicht nur in ihrer Heimat Kolumbien, mit deren Nationalteam sie die Mitfavoritinnen aus Deutschland herausfordern will.
Damals dachte ich, ich würde nie wieder professionell Fussball spielen können.
Im WM-Gruppenspiel am Sonntag muss die DFB-Auswahl vor allem auf die Stürmerin von Real Madrid achten. Caicedo, sagte ihr erster Trainer Diego Vasquez, sei «von Gott geküsst» und für Fussball «geboren». In Kolumbien wird sie ehrfürchtig «La Neymar» genannt.
Niederschmetternde Diagnose mit 15 Jahren
Dabei schien ihre Karriere vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte. Mit 14 gab sie ihr Erstligadebüt, wurde Torschützenkönigin und Meisterin. Mit 15 dann die niederschmetternde Diagnose: Eierstockkrebs. «Damals dachte ich, ich würde nie wieder professionell Fussball spielen können», sagte sie einmal über diese «mental sehr schwierige Zeit».
Caicedo kämpfte sich nach erfolgreicher Operation durch die Chemotherapie – und zurück auf den Platz. Doch seither steht sie nicht nur wegen ihres herausragenden Talents, ihrer Rolle als Kämpferin für Umweltschutz oder als bekennende Homosexuelle in einem von Sexismus geprägten Land im Fokus, sondern auch aus gesundheitlichen Gründen.
Bei der Copa America im vergangenen Jahr musste sie gegen Chile über Unwohlsein klagend ausgewechselt und medizinisch betreut werden. Beim Training am Donnerstag fasste sie sich an die Brust und liess sich auf den Rasen sinken. Die Zeitung El Espectador rief den Alarm aus, doch der Verband gab Entwarnung: Caicedo sei nur «müde» gewesen, ihr Einsatz nicht gefährdet.
Treffer an drei Weltturnieren
Die DFB-Elf kann sich auf einen wahren Wirbelsturm gefasst machen. «Linda Caicedo erinnert mich an die Besten von uns», sagte Ikone Carlos Valderrama 2022, als die damals 17-Jährige Kolumbien in den Copa-Final führte, «vor allem an Fausto Asprilla», den früheren Stürmerstar. Caicedo wurde beim Heimturnier zur besten Spielerin gekürt.
Einen Monat später schaltete sie mit Kolumbien bei der U20-WM in der Gruppenphase die DFB-Juniorinnen aus, im Oktober 2022 schoss sie die U17 in den WM-Final. Mit ihrem Tor zum 2:0-Endstand beim WM-Auftakt in Sydney gegen Südkorea hat sie nun binnen eines Jahres bei drei Weltturnieren getroffen. Aufgrund ihrer Vorgeschichte empfinde sie «Dankbarkeit, dass ich hier sein darf», sagte sie. Wie lange? «Bis zum Ende, wir wollen Grosses erreichen.» Aus kolumbianischer Sicht am liebsten schon gegen Deutschland.
