Martina Kocher benötigte eine lange Anlaufzeit. Seit 2003 im Nationalkader, kam die Bernerin in 12 Weltcup-Saisons nie über einen 5. Rang hinaus.
Doch seit kurzem und den Weltmeisterschaften am Königssee ist alles anders: Die 30-Jährige raste in der neu geschaffenen Sprint-Disziplin zum Titel . 24 Stunden später bestätigte Kocher ihren Coup mit dem Gewinn von Silber im klassischen Rodelrennen .
Was wirklich dahinter steckt, ist tief in meinem Herzen verankert.
Bei ihrem Besuch im «sportpanorama» sprach die Spätzünderin über die verschiedenen Erfolgsfaktoren:
Ihre Beharrlichkeit und ihr Durchhaltewille
«Ich habe 20 Jahre lang darauf hingearbeitet. Aufgeben war nie ein Thema, weil mein Potenzial noch nicht ausgereizt war. Die Medaillen sind nur ein Gegenstand. Aber was wirklich dahinter steckt, ist tief in meinem Herzen verankert.»
Ihre Faszination
«Der Temporausch ist der grosse Spassfaktor. Es ist ein geniales Gefühl, wenn man die Bahn runterflitzt und links und rechts davon ist nicht mehr viel Polster.»
Ihre Zusammenarbeit mit dem deutschen Team
«Ich denke, dass der Weg alleine in der Schweiz viel, viel schwieriger gewesen wäre. Denn hier fehlt eine intakte Infrastruktur. Deutschland verfügt über 4 dauernd vereiste Bahnen und über ein breites Know-how. Ich bin von den Deutschen herzlich in ihre Trainingsgruppe aufgenommen worden. Ich konnte viel von dieser Zusammenarbeit profitieren und mich im Schatten der Spitzenathletinnen entwickeln.»
Ihren Perfektionismus
«Ich strebte schon immer nach dem Besten und bin sehr akribisch. Natürlich ist dies auch eine stetige Gratwanderung, denn man darf sich nicht zu sehr versteifen. So legte mir etwa der Nationaltrainer vor der WM nahe, dass ich nicht perfekt fahren müsse, sondern nur schnell.»
Ihre Gelassenheit
Diese Tugend spiegelt sich etwa darin wider, dass sich Kocher bewusst ausklinkt. So klagt Konkurrentin und Kollegin Natalie Geisenberger: «Ihre Erreichbarkeit ist ein schwieriges Thema. Es kommt vor, dass Martina 3 Wochen nach einem Anruf reagiert und fragt: ‹Was wolltest du?›» – Kocher kontert: «Ja, ich vergesse das Handy hin und wieder zuhause. Aber das fällt eigentlich gar nicht auf. Zudem bin ich bei den Deutschen gut aufgehoben, denn die haben das Handy stets griffbereit.»
Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 07.02.2016 18:15 Uhr