Félix Lebrun riss den Mund weit auf, doch der Jubel aus Tausenden Kehlen übertönte seinen Freudenschrei. Der Hype um den Tischtennis-Teenager hält an, jetzt greift das Wunderkind bei seinen Heimspielen in Paris sogar nach einer olympischen Medaille. Wie zuvor gegen den Deutschen Dimitrij Ovtcharov behielt der 17-Jährige auch im Viertelfinal gegen Lin Yun-Ju aus Taiwan die Nerven und zog mit einem 4:3 in die nächste Runde ein.
Auf der Tribüne sprang sein Bruder Aléxis auf und ab, die ganze Messehalle feierte, die Kulisse war ohrenbetäubend. Das Ausnahmetalent mit der Penholder-Schlägerhaltung und der Brille peitschte das Publikum an. Lebruns Siegeszug ist eine der vielen französischen Stimmungsgeschichten der Spiele von Paris – und wahrlich nicht die kleinste.
Auch Zidane fiebert mit
Fussballikone Zinédine Zidane wollte ihn schon sehen. Die Arena Paris Sud #4 ist ausverkauft, der Lärmpegel, das mass das Wochenmagazin Le Point beim Match gegen Ovtcharov, ist kaum auszuhalten – 116 Dezibel, also irgendwo zwischen Rockkonzert und Formel-1-Rennen. Und gegen Lin war es am Donnerstag nicht leiser.
Auf und ab ging es an der Platte, hin und her wogte das Spiel. Den 1. Satz gewann Lebrun, den 2. Lin, das ging immer so weiter, bis der Publikumsliebling sich im 7. und entscheidenden Durchgang absetzte. Jetzt hat Lebrun zwei Chancen auf eine Medaille, verliert er in der Vorschlussrunde, geht es um Bronze. Aber auch Gold ist ihm zuzutrauen.
Der Traum der 2. Einzelmedaille
In der Weltrangliste liegt Lebrun auf Platz 5, den Druck in der Heimat scheint er kaum zu spüren, sein Highspeed-Tischtennis beeindruckt Fans und Gegner. Im Halbfinal am Samstag trifft Lebrun entweder auf den letzten im Turnier verbliebenen Chinesen, Tokio-Olympiasieger Zhendong Fan, oder den Japaner Tomokazu Harimoto, der selbst einst als Wunderkind galt und mittlerweile 21-jährig ist.
Und dann gibt es ja noch den Teamwettbewerb, in dem die Lebrun-Brüder mit dem früheren Vize-Europameister Simon Gauzy antreten. Bei der WM im Februar hatte das Trio Silber gewonnen, getragen von den Fans wollen sie nun zum Sturz von Seriensieger China ansetzen. Zunächst soll Félix aber die zweite französische Einzelmedaille nach Jean-Philippe Gatien (1992/Silber) holen.