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Nach «Schande» von St-Etienne Argentinien beschwert sich bei der Fifa

Der argentinische Fussballverband hat nach den Vorfällen beim Olympia-Auftakt gegen Marokko (1:2) Beschwerde beim Weltverband eingelegt.

Die Geschehnisse von Saint-Etienne seien «bedauerlich», schrieb Argentiniens Verbandspräsident Claudio Tapia in sozialen Netzwerken. Die Fortsetzung der Partie sei nach der Stürmung des Feldes durch marokkanische Zuschauer sowie der «Gewalt» gegen die argentinische Delegation «sinnlos» gewesen und verstosse «gegen die Regeln des Wettbewerbs».

So etwas würde nicht einmal bei einem Dorfturnier passieren.
Autor: Javier Mascherano

Erschwerend komme hinzu, dass die Meinung der Kapitäne beider Teams nicht berücksichtigt worden sei. Diese hätten sich gegen eine Fortsetzung der Begegnung ausgesprochen. Es sei nun an der Fifa, «entsprechende Massnahmen zu ergreifen und die Verantwortlichen zu bestrafen», forderte Tapia.

Argentinische Medien kritisieren Organisation

Mannschaftskapitän Nicolas Otamendi und Trainer Javier Mascherano sprachen von einer «historischen Schande». «So etwas würde nicht einmal bei einem Dorfturnier passieren», schimpfte Mascherano, Olympiasieger von 2004 und 2008: «Es ist erbärmlich.»

Die olympische Idee wurde der Lächerlichkeit preisgegeben.
Autor: La Nacion

Die argentinische Presse ging hart mit Gastgeber Frankreich ins Gericht. «Der organisatorische Beginn der Olympischen Spiele war katastrophal, als ob ihnen der Fussball egal wäre», schrieb die Zeitung Ole: «Die Olympischen Spiele, vom Absurden gestürmt. Frankreich startete mit Mängeln eines Dritte-Welt-Landes.»

Organisatoren leiten Untersuchung ein

Immer wieder war in Argentinien das Wort «Papelon» (Blamage) zu lesen. «Nicht einmal dem exzentrischsten Romanautor wäre eine solche Horrorgeschichte eingefallen», titelte La Nacion. Die olympische Idee sei «der Lächerlichkeit» preisgegeben worden.

Fussball-Schiedsrichter spricht mit Spielern auf dem Spielfeld.
Legende: Schlusspfiff vor leeren Rängen Skurrile Szenen beim Spiel zwischen Argentinien und Marokko. imago images/PanoramiC

Die Olympia-Organisatoren teilten mit, die Geschehnisse zu überprüfen. Man wolle die Ursachen verstehen und notwendige Schlüsse für den weiteren Verlauf der Sommerspiele ziehen, hiess es.

Medinas vermeintlicher Ausgleich leitet Chaos ein

Die Argentinier hatten nach einem vermeintlichen Treffer von Cristian Medina in der 16. Minute (!) der Nachspielzeit geglaubt, einen Punkt im Stade Geoffroy-Guichard gerettet zu haben. Doch dieser später aberkannte Last-Minute-Treffer löste nur eine heillose Verwirrung aus.

Aufgebrachte marokkanische Anhänger warfen erst mit Gegenständen und stürmten dann aus Protest das Spielfeld, die Mannschaften gingen im Glauben, das Spiel sei beendet, in die Kabinen. Selbst der offizielle Olympia-Liveticker vermerkte zunächst «end of play», Spielende, vier Minuten später dann aber auch: «interrupted» (unterbrochen).

Abpfiff 4 Stunden nach Anpfiff

Gut zwei Stunden nach den bizarren Szenen tauchten die beiden Mannschaften wieder auf dem Platz auf, vor mittlerweile leeren Rängen. Das Spiel sollte fortgesetzt werden – doch der erfahrene schwedische Fifa-Schiedsrichter Glenn Nyberg konsultierte erst einmal den VAR. Und entschied nach Ansicht der Videobilder auf Abseits, das Tor von Medina zählte nicht. Nyberg liess noch einmal drei Minuten nachspielen, dann war endgültig Schluss – über 4 Stunden nach dem Anpfiff.

SRF zwei, Sportflash, 23.07.2024, 20:00 Uhr ; 

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