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Olympia: Paris vor 100 Jahren Als Schärer Silber holt und auf einem Brett abtransportiert wird

1924 fanden letztmals Olympische Spiele in Paris statt. Wir blicken in einer Serie zurück. Diesmal: Der Berner Willy Schärer ist nach seinem Medaillen-Exploit k.o.

Läufer überquert als Erster die Ziellinie in einem Stadionrennen.
Legende: Einer der Schnellsten über die 1500 m Willy Schärer 1925 bei einem Meeting in Berlin. Keystone/Photopress-Archiv/STR

Eine der grossen Schweizer Olympia-Geschichten wäre beinahe an einer Bürokratie-Hürde gescheitert. Mit jungen 21 Jahren träumte das Lauftalent Wilhelm «Willy» Schärer 1924 von Paris und den Olympischen Spielen. Der Mittelstreckler wollte sich in der französischen Hauptstadt mit den Besten messen. Dafür musste er aber von seinem Studium beurlaubt werden.

Diese Sonderbehandlung verweigerte der damalige Rektor des Technikums Burgdorf dem noch unbekannten Jungspund. Erst das Machtwort eines Berner Regierungsrats ermöglichte Schärer die Teilnahme.

Rekord für 25 Jahre Bestand

Vor dem Finallauf über 1500 m war für Schärer eines klar: An einem Athleten wird es kein Vorbeikommen geben. Der finnische Ausnahmekönner Paavo Nurmi lief zu dieser Zeit alles in Grund und Boden, alleine in Paris holte der damals 27-Jährige 5 Gold-Medaillen. Während eines Jahrzehnts lief Nurmi zudem Weltrekorde in Serie, oft mit der Stoppuhr zur Selbstkontrolle in der Hand.

Hinter Nurmi schaffte der Berner Schärer im 12-köpfigen Final-Feld aber die Silber-Sensation. Er setzte sich gegen je 3 Briten, US-Amerikaner und Finnen sowie 1 Franzosen durch, und das in der Schweizer Rekordzeit von 3:55,0 Minuten, die noch bis 1949 Gültigkeit hatte.

Im Ziel war Schärer anschliessend derart k.o., dass er nicht mehr gehen konnte. Weil keine Trage zur Hand war, wurde Schärer auf einem Brett davongetragen.

Olympionike baut eigene Teleskope

Schärer war nicht nur begnadeter Läufer, sondern auch ein mehr als passionierter Hobby-Astronom. Dank seiner Ausbildung als Maschinentechniker baute er seine Teleskope und die dazugehörigen Montierungen gleich selber.

Eines dieser Teleskope kann man bis heute in der historischen Sternwarte Uecht auf dem Längenberg bei Bern besichtigen, die sich der Olympia-Silbergewinner 1951 als privates Observatorium bauen liess.

Radio SRF 1, Morgengespräch, 24.07.2024, 06:15 Uhr ; 

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