Patrick Heuscher/Stefan Kobel 2004. Joana Heidrich/Anouk Vergé-Dépré 2021. Es kommt vor, dass das Binnenland Schweiz an Olympischen Spielen für Beachvolleyball-Medaillen sorgt. Und auch jetzt in Paris gilt: Die Schweizerinnen lassen ihre Fans wieder gross träumen. Mit Esmée Böbner/Zoé Vergé-Dépré und Tanja Hüberli/Nina Brunner stehen gleich zwei Duos in den Viertelfinals. Die bisherigen Leistungen machen durchaus Hoffnung auf weiteres Edelmetall. Und wer den ganz grossen Coup herbeisehnt: Die Tandems von Swiss Volley träfen erst im Final aufeinander.
Böbner/Vergé-Dépré: Total unbekümmerte Premiere
Da sind einerseits Böbner und Vergé-Dépré. Die Olympia-Debütantinnen zeigen bislang eine so starke wie unbekümmerte Leistung. Nach drei Siegen in der Gruppenphase blieb im Achtelfinal das chinesische Duo Xue Chen/Xia Xinyi auf der Strecke.
Wer genau hinsah, bemerkte diese Nonchalance auch zwischen oder nach den Ballwechseln. Etwa dann, als Vergé-Dépré im 2. Gruppenspiel gegen Kanada in einem Unterbruch das eingespielte «Sweet Caroline» mitsang. Oder wie Böbner ebenfalls in der Gruppenphase berichtete, sie habe während der Partie durchaus auch Zeit gefunden, den glitzernden Eiffelturm zu bewundern.
Dabei war der Weg in die französische Hauptstadt alles andere als unbeschwert – vor allem für Vergé-Dépré. In der internen Qualifikation setzte sich die 26-jährige Bernerin gegen ihre 6 Jahre ältere Schwester Anouk (an der Seite von Joana Mäder) durch. «Ich musste meine Gefühle gegenüber Anouk unterdrücken», schilderte Zoé nach der durchaus überraschenden Nomination.
Unterdessen kann sie sich wieder auf Tipps von der Bronze-Gewinnerin in Tokio verlassen. So auch im Viertelfinal am Dienstag. Mit den Australierinnen Mariafe Artacho del Solar/Taliqua Clancy, im Ranking mit Rang 26 hinter den Schweizerinnen klassiert, duelliert man sich abermals mit Gegnerinnen auf Augenhöhe. Das Motto ist klar. ««Locker zu bleiben, war schon die ganze Saison über unser Mantra», erklärt Böbner.
Hüberli/Brunner: Mit Erfahrung und Flexibilität
Mit deutlich mehr Erfahrung, aber den selben hohen Ambitionen schielen auch Hüberli/Brunner auf Edelmetall. Das Duo war bereits vor 3 Jahren in Tokio dabei, damals noch als «Hüberli/Betschart» (im November dann heiratete Letztere Eishockey-Profi Damien Brunner). Die Innerschweizerinnen spielen bislang ein überragendes Turnier, haben noch keinen Satz abgegeben.
Im Achtelfinal gegen Liliana Fernandez/Paula Soria bewiesen Hüberli/Brunner zudem Flexibilität. Als die Spanierinnen beim Service konsequent Blockspielerin Hüberli anvisierten, wuchs Brunner über sich hinaus, glänzte in der Defensive und im Angriff. Anschliessend meinte sie: «Es ist wichtig, das man auch einmal einen heiklen Moment überstehen muss. Man muss für jeden Spielverlauf bereit sind. Und das sind wir.»
Diese Bereitschaft wird es am Dienstagabend gegen die Weltmeisterinnen Kelly Cheng/Sara Hughes auch brauchen. Der Sieg ist den Schweizerinnen in dieser Form zuzutrauen. Genau wie ihren Landsfrauen Böbner/Vergé-Dépré.