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Paris 2024: Mehrkampf Frauen 6. Olympiagold: Biles krönt sich zur Mehrkampf-Königin

  • Die Amerikanerin Simone Biles gewinnt den Mehrkampf-Final vor Rebeca Andrade (BRA) und Sunisa Lee (USA).
  • Für Ausnahmeturnerin Biles ist es der 6. Olympiasieg ihrer beeindruckenden Karriere.

Die Olympiasiegerin im Mehrkampf heisst wie erwartet Simone Biles. Doch der Weg zu ihrer 6. olympischen Goldmedaille gestaltete sich für die amerikanische Topfavoritin steiniger als erwartet. Dabei war der Auftakt am Sprung mit ihrem «Biles 2» – ein Doppelsalto rückwärts gebückt mit drei Schrauben – brillant gelungen. Doch vor dem letzten Gerät trennten Biles und Rebeca Andrade nur gerade 0,166 Punkte.

Die Brasilianerin Andrade legte mit 14,033 Punkten am Boden stark vor. Doch auch Biles lieferte ab - und wie: Die Ausnahmekönnerin ergatterte 15,066 Zähler. Damit sicherte sich Biles (59,131) letztlich doch klar Gold vor Andrade (57,932). Bronze ging mit Sunisa Lee an eine weitere Amerikanerin (56,465).

Biles bei Halbzeit unter Druck

Grund für den unerwarteten Krimi zum Schluss war eine ungewohnte Schwäche Biles’ am Stufenbarren, wo sie nach einem Schnitzer einen grossen Abzug kassierte (13,733 Punkte). Da die Algerierin Kaylia Neymour am gleichen Gerät brillierte, fiel Biles bei Halbzeit gar auf Rang 3 zurück.

Doch die 27-Jährige reagierte im Stil einer Championne und bewies in der 3. Rotation, am Schwebebalken, Nervenstärke. Mit 14,566 Punkten übernahm Biles wieder die Spitze. Und diese gab sie bis zum Schluss nicht mehr ab.

Damit untermauerte Biles ihre eindrückliche Vormachtstellung im Kunstturnen. Es ist an Olympischen Spielen ihre 6. Goldmedaille, dazu kommen einmal Silber und zweimal Bronze. Daneben hat sie 30 (!) Medaillen an Weltmeisterschaften gewonnen. Mit dem 6. Olympia-Gold überholte Biles im ewigen Medaillenspiegel der Turnerinnen Nadia Comaneci und liegt nun auf Platz 3.

Die Dämonen endgültig besiegt

Doch der zweite Olympiasieg in Paris ist nicht nur aufgrund der sportlichen Leistung bemerkenswert, sondern auch wegen Biles' Weg dahin. Bei den Spielen 2021 in Tokio hatte sie ein weiteres goldenes Kapitel schreiben wollen, nachdem sie sich fünf Jahre zuvor in Rio zur vierfachen Olympiasiegerin gekrönt hatte. Dann aber verlor Biles beim Sprung die Orientierung in der Luft. Alle Sicherheit war weg. Sie brach den Teamwettkampf ab und verzichtete auf fast alle Einzelfinals.

Biles fiel in eine Krise, nahm zwei Jahre nicht an Wettkämpfen teil. Sie brauchte Zeit zum Genesen. Schliesslich hatten die Dämonen, von denen sie gesprochen hatte, zuvor jahrelang ihr Unwesen getrieben. Biles war einst wie Hunderte ihrer Mitstreiterinnen von US-Sportarzt Larry Nassar missbraucht worden. Doch in Paris tritt Biles wieder befreit auf – und kann schon vor den Gerätefinals mit zwei weiteren Goldmedaillen aufwarten.

SRF zwei, sportlive, 01.08.2024 08:50 ; 

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