Vor 3 Jahren in Tokio geriet der Moderne Fünfkampf ungewollt in den Fokus. In der Disziplin Springreiten verweigerte das Pferd der deutschen Athletin Annika Schleu (heute Zillekens) den Dienst, worauf deren Trainerin Kim Raisner die Athletin aufforderte, das Tier zu schlagen: «Hau nochmal drauf.»
Doch weder Gerte noch Sporen brachten den gewünschten Erfolg. Im Gegenteil: Das sichtlich verunsicherte Pferd übersprang zwar ein paar Hindernisse, sträubte sich dann aber wieder. Schleu verpasste die sicher geglaubte Goldmedaille und brach in Tränen aus, während die Szene international weit über Tierschutz-Kreise hinaus für Empörung sorgte.
Hindernislauf wird Springreiten ersetzen
In Paris wird das Springreiten letztmals Teil des Modernen Fünfkampfes sein. Nach den Spielen wird der Extrem-Hindernislauf («Obstacle») den Pferdesport ersetzen. Die weiteren Disziplinen Laserpistolenschiessen, Degenfechten, Schwimmen und Laufen bleiben erhalten.
Mit Anna Jurt und Alexandre Dällenbach wird auch ein Schweizer Duo in der französischen Metropole antreten – nach langer olympischer Abwesenheit ihrer Nation. Die letzte Schweizer Athletin im Modernen Fünfkampf war Belinda Schreiber, die an den Sommerspielen 2008 in Peking teilgenommen hatte.
Jurt begrüsst die künftige Anpassung im Wettkampfplan. Das würde den Faktor Ungewissheit zu einem gewissen Grad eliminieren, denn die Fünfkämpfer treten im Springreiten nicht mit einem eigenen Pferd an, sondern erhalten eines zugelost.
Deshalb weiss man nie genau, wie das Pferd reagiert, was dann auch Schleu vor 3 Jahren zum Verhängnis wurde. Im Hindernislauf habe man alles in der eigenen Hand, «man ist auf sich alleine gestellt», so Jurt.
Jurt und der «Lebenstraum»
Jurt sicherte sich das Ticket für Paris über das Olympia-Ranking. Die erst 22-jährige Obwaldnerin hat unter anderem zwei Schweizer Meistertitel auf ihrem Konto. Dällenbach hatte an den European Games 2023 in Krakau einen nominellen Quotenplatz gewonnen.
Jurt setzte den Fokus vor den Spielen vor allem auf den mentalen Bereich. Die Teilnahme an Olympia sei «ein Lebenstraum. Es ist unglaublich, hier zu sein». Sie will sich sich kein Resultat zum Ziel setzen. «Ich will in den Spiegel schauen und sagen können, dass ich mein Bestes gegeben habe», sagt Jurt. Schliesslich gehe es auch darum, das Grossereignis zu geniessen.