«Es ist eine grosse Ehre für mich, die erste Schweizer Medaille an diesen Spielen zu gewinnen», sagte Audrey Gogniat nach ihrem Bronze-Coup in Châteauroux, dem rund 250 km südlich von Paris gelegenen Wettkampfort der Schützen und Schützinnen an den Olympischen Spielen.
Es ist so schön, unglaublich, ein Traum.
Ganz so cool, wie sie im Schützenstand auftrat, war Gogniat während des Wettkampfs dann doch nicht, wie sie im Interview gestand. Es habe Nerven gekostet, räumte die Jurassierin ein, «ein olympischer Final ist nicht ein normaler Final. Ich hatte schon ein bisschen Stress».
Höhepunkt eines steilen Aufstiegs
Für Audrey Gogniat ist der Bronzegewinn der vorläufige Höhepunkt eines steilen Aufstiegs. Nach Erfolgen mit dem Team auf Juniorenstufe und an den European Games glänzte die 21-Jährige im vergangenen August mit Platz 6 an der WM in Baku (AZE), womit sie der Schweiz einen zweiten Olympia-Quotenplatz bei den Frauen sicherte.
Im März sicherte sie sich in Ungarn mit EM-Bronze die erste Einzelmedaille an einem Grossanlass. Sie habe sehr hart für diesen Erfolg gearbeitet und die letzten Jahre seien schwierig gewesen, meinte Gogniat, die dann doch noch ein bisschen emotional wurde: «Es ist so schön, unglaublich, ein Traum. Mir fehlen die Worte.»
Der Vater brachte sie zum Schiesssport
Als «phantastisch», würdigte SRF-Schiesssport-Experte Simon Beyeler die Leistung von Gogniat und zeigte sich beeindruckt von der Konstanz der Romande, die mit 2 Ausnahmen ausschliesslich zwischen 10,2 und 10,8 Punkte pro Versuch schoss. «In deinem härtesten Wettkampf lieferst du so eine Serie ab, das ist gigantisch, wahnsinnig», so Beyeler.
Auf den Zuschauerrängen in Châteauroux sass auch der Vater der Schweizer Medaillengewinnerin. Roland Gogniat, früher selber ein begnadeter Schütze, hatte seine Tochter zum Schiesssport gebracht. 7 Jahre alt war Audrey Gogniat damals, doch die Freude und Lust am Schiessen hielten sich vorerst in bescheidenem Rahmen.
Das überschaubare Interesse war im Nachhinein betrachtet genau das Richtige für sie. «So ist mir das Schiessen nie verleidet.» Es sollte noch eine längere Zeit dauern, bis Gogniat das Schiessen aus einem anderen Blickwinkel betrachtete. Es bedurfte dafür ein unerfreuliches Ereignis. Im Alter von 14 Jahren stürzte sie vom Pferd.
Ein Unfall verändert alles
Die erlittene Beckenverletzung hielt sie zwei Monate vom Schiessen fern. Es war eine Phase, in der ihr bewusst wurde, dass ihr ohne ihren Sport etwas fehlte – obwohl sie sich auf einem noch tiefen Niveau bewegte. Zwei Jahre später war das Leistungsvermögen schon ein ganz anderes. Gogniat wurde Schweizer Juniorenmeisterin.
Die Basis war gelegt, der Ehrgeiz geweckt, der Glaube an die eigenen Fähigkeiten hatte sich endgültig im Kopf der Romande festgesetzt. Dank ihrer Hartnäckigkeit und ihrer Bereitschaft, dem Erfolg alles unterzuordnen, wusste die Schützin aus Le Noirmont ihr Talent zu nutzen. Am Montag erstmals auch auf der grösstmöglichen Bühne.
Spontane Medaillenfeier
Mit dem Bronze-Gewinn tritt Gogniat die Nachfolge von Nina Christen an, welche sie als «grosses Vorbild» bezeichnet. Wie sie die Medaille feiern wird, weiss die Sportsoldatin noch nicht. «Ich habe nichts geplant, es wird ein bisschen spontan», lachte die frischgebackene Olympia-Medaillengewinnerin.
Zurückhalten muss sich Gogniat beim Feiern nicht, schliesslich hat sie keine weiteren Einsätze mehr an den 33. Sommerspielen. Christen wird zusammen mit Chiara Leone noch über 50 m Kleinkaliber-Dreistellungskampf antreten.