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Schweizer «Schiri» in Paris Aufgepasst, Disqualifikation: Die vielen Augen am Schwimm-Pool

Mit Daniel Laube ist die Schweiz in Paris auch am Schwimmbeckenrand vertreten. Der Aargauer Schiedsrichter gibt Einblicke.

Im Schwimm-Sport gibt es keine gelben Karten. Ein Schiedsrichter-Entscheid zu Ungunsten einer Athletin oder eines Athleten bedeutet immer den sofortigen Ausschluss. Dementsprechend viel Verantwortung tragen auch die Unparteiischen.

Sie teilen sich die Arbeit – wohl wohlweislich – breit auf, so auch an den Olympischen Spielen in Paris. Neben dem Hauptschiedsrichter, der die endgültige Entscheidung trifft, wuseln meist über 20 weitere Richter um den Pool herum.

Drei Schwimmerinnen jubeln am Beckenrand, Offizielle und Zuschauer im Hintergrund.
Legende: Alles hat gepasst Unter dem prüfenden Auge von Daniel Laube feiern die Australierinnen Gold über die 4x200 Meter Freistil. Imago/AAP

Es gibt Wenderichter, die an beiden Enden der Bahn – wenig überraschend – die Wende beobachten, oder Stilrichter, die an den Seiten patrouillieren und die Einhaltung der Stilvorgaben überwachen, wie mir Daniel Laube erklärt. Der Aargauer steht in Paris über die gesamten neun Wettkampftage im Einsatz. «Wir sind die Augen des Hauptschiedsrichters am Poolrand», so Laube.

Weitere Unterstützung kriegt das Schiedsrichter-Oberhaupt vom sogenannten «Chef Wenderichter», der die restlichen Richter am Pool koordiniert. Unter den Schiedsrichtern werden die verschiedenen Positionen täglich getauscht. Und nicht zuletzt stützen sich die Unparteiischen auf zahlreiche Kameras am Poolrand, an der Decke und sogar im Wasser.

Schwimmer beim Startsprung in den Pool eines Wettkampfs.
Legende: In Paris in Aktion Wenderichter überprüfen den Start bei einem Rückenschwimm-Bewerb. Freshfocus/Claude Diderich

Der Fall Greenbank

Im Vergleich zu früheren Grossanlässen werden in Paris aktuell wenig Disqualifikation ausgesprochen, erörtert Laube. Trotzdem war er bei einem Entscheid bereits als «Chef Wenderichter» hautnah beteiligt.

In den Vorläufen über die 200 Meter Rücken erwischte es nämlich den Briten Luke Greenbank: Er tauchte nach einer Wende zu spät auf. Ein Richter meldete den Vorfall Laube, «und dann begann das Protokoll zu laufen», so der 53-Jährige. Es ging zu Ungunsten des ehemaligen Welt- und Europameisters Greenbank aus.

Wenig Spielraum für die Richter

Solche harten Entscheide zu treffen bzw. einzuleiten, fällt Laube nicht schwer. «Wir haben ein klares Regelbuch, in dem genau steht, was erlaubt ist und was nicht», meint er nüchtern. «Wenn man dagegen verstösst, gibt es eine Disqualifikation. Der Spielraum für einen Schiedsrichter ist sehr klein.»

Schwimmer im Wettkampfbecken, von oben gesehen.
Legende: Genau hingeschaut Wenderichter überprüfen die im Schmetterling-Stil heranbrausenden Athleten. Imago/USA Today Network

Am olympischen Beckenrand stehen natürlich auch nicht irgendwelche. Es braucht einen meterlangen Leistungsausweis, um von der eigenen Nation überhaupt vorgeschlagen zu werden. «Und dann muss man auch Glück haben, dass man vom Olympischen Komitee ausgewählt wird», so Laube, nebenberuflich auch noch Präsident des Schwimmverbands RZW (Region Zentralschweiz West). «Es ist auf jeden Fall eine grosse Ehre.»

Laube wird noch bis am Sonntag sein prüfendes Auge auf die Schwimmerinnen und Schwimmer werfen. Und dann glücklich und «mit meinem Karriere-Highlight» im Gepäck nach Hause fahren.

SRF zwei, sportlive, 01.08.2024, 07:50

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