In gleissendem Gelb marschiert Martin Fuchs über den Abreitplatz beim Château de Versailles, in grünen Lettern prangt «Australia» auf seinem Rücken. In den Händen trägt er einen Kübel Wasser inklusive Lappen.
Der «Nationenwechsel» des eigentlichen Schweizer Springreiters ist zum Glück nur vorübergehend: Für einen Tag unterstützt der 32-Jährige an den Olympischen Spielen seine Freundin Simone Pearce, die im Dressurreiten für das australische Team antritt.
Für das Vertrauen und die Verpflegung
Fuchs, sonst für gewöhnlich hoch zu Ross, macht sich am Boden neben Pearce an deren Hengst Delano zu schaffen und beginnt, diesen «abzuschweissen», wie der Zürcher später erklärt. Dafür wischt er mit seinem Lappen kaltes Wasser über das Pferd.
«Ich helfe Simone einfach, wo es geht», so Fuchs weiter. «Zum Beispiel, wenn sie etwas trinken möchte oder das Pferd etwas braucht. Zudem versuche ich, ihr ein gutes Gefühl und Vertrauen zu geben. Und natürlich ein guter Freund zu sein.»
Rein sportlich kann Fuchs die Dressurreiterin nach eigener Aussage wenig unterstützen, «ich bin aber tüchtig am Lernen, um ihr irgendwann auch spezifische Tipps geben zu können».
Delanos letzter Ritt
Für Freundin Pearce ist der Teambewerb im Dressurreiten an diesem Samstag äusserst speziell: Zum letzten Mal geht Pferd Delano in einen Wettkampf. Dass sie dabei auch noch ihren Liebsten dabei hat, ist für die 33-jährige Australierin unbezahlbar: «Er ist Freund, Manager, Groom (Stallbursche, d. Red.) und Pferdepfleger. Er kann einfach alles und ist der beste Freund der Welt!»
Pearce, in Australien Rekordhalterin in allen Grand-Prix-Disziplinen, zeigt einen passablen Auftritt. Am Ende reicht es den «Aussies» aber nur zum 10. und damit letzten Platz. «Es ist etwas enttäuschend – aber ich bin auch glücklich, konnte ich Delanos wunderbare Karriere noch gebührend feiern», meint sie.
Für die nächsten Tage werden die Rollen nun getauscht und Pearce wird Fuchs unterstützen. Dieser will sich nach dem enttäuschenden Out in der Team-Qualifikation im Einzel rehabilitieren und sich am Montag für den Final qualifizieren.