Hier soll es nicht um den regelmässig wiederkehrenden Hype bei Grossanlässen gehen, ob denn nun der Verkehr zusammenbricht, die Stadien fertig werden und sich naive Fremdlinge in irgendwelche No-Go-Favelas verirren. Nein, es geht um die Kleinigkeiten, wenn man als Gast in einem fremden Land weilt.
Zunächst einmal: Brasilianer sind offene Menschen, freundlich und neugierig. Man muss nicht portugiesisch sprechen, um auf die unverständlich einprasselnde erste Frage zu antworten: «Suiça!» – denn natürlich wollen alle zuerst einmal wissen, woher man kommt.
Auskunftsbüro auf Esperanto
Und dann ist mal als Träger einer Olympischen Akkreditierung grundsätzliches Auskunftsbüro für alles rund um die Spiele. So tauscht man sich mit Händen, Füssen und selbstgebasteltem Esperanto aus: Nein, die Eröffnungsfeier hat noch nicht stattgefunden, und ja, der Olympische Fackellauf ist auf dem Weg durch Rio. Wann das Feuer hier durchkommt? Keine Ahnung – Nao saber.
Nicht immer erscheint einem als Besucher alles logisch. So müsste doch, wenn der Fussmarsch von der Unterkunft zum Pressezentrum IBC 45 Minuten dauert, der Bus dasselbe in maximal zehn Minuten schaffen. Dieser Zeitplan stimmt scheinbar, das IBC ist in Sichtweite. Aber leider ist der entsprechende Zubringer den Finanznöten zum Opfer gefallen. Kommt öfters vor im Strassennetz.
Unverhoffte Ehrenrunde
Der Bus fährt noch eine Zusatzschleife rund um den Olympiapark, am Athletendorf vorbei und ist dann nach 30 Fahrminuten am Ziel. Aber immerhin hat einem die Bus-eigene Klimaanlage in dieser Zeit von den angenehmen 25 Grad Aussentemperatur auf 15 Grad heruntergekühlt. Sind ja schliesslich Winterspiele, hier auf der Südhalbkugel.
Strenger Geruch von der Terrasse
Aber man befindet sich doch in einem Schwellenland, was sich in allerlei Unappetitlichem manifestiert: Papier gehört nicht in die Toilette, sonst kämpft man tagelang mit Verstopfungsfolgen. Also: In der Schüssel. Und bei Brasilianern mit gewissem Wohlstand macht sich offenbar ein Hund als Status-Symbol gut.
Leider hat die Dobermann-Mischung im Nachbar-Appartement zuwenig häufig Auslauf. Dafür darf das Tier auf dem Balkon im 9. Stock auf drei quadratmetergrossen Rasenziegeln seine Häufchen hinterlassen. Tja, von irgendwo müssen die strengen Duftwolken schliesslich herkommen.
Spontane Shopping-Tipps
Etwas vom Schöneren ist aber: Man hat viel Zeit – oder hat sie sich zu nehmen. Der Besuch im Supermarkt, um «rasch noch» ein paar Wasserflaschen zu besorgen, kann schon mal eine Stunde dauern, wenn sich an der Kasse ein Nadelöhr bildet. Dafür kann es vorkommen, dass einem eine nette, ältere Dame, die man nie zuvor gesehen hat, an der Hand nimmt und persönliche Einkaufsempfehlungen für alles Mögliche gibt, was man gar nicht braucht. Denn eben: Die Brasilianer sind grundsätzlich liebenswürdige Leute.
Sendebezug: Laufende (Vor-)Berichterstattung zu den Olympischen Spiele