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Sotschi Dario Cologna oder der «Fuss der Nation»

Die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Sotschi ist für Dario Cologna nach dessen Verletzung ein Wettlauf gegen die Zeit. Am Wochenende kehrte der Bündner in den Weltcup-Zirkus zurück.

Die Medaille schien auf dem Silbertablett bereit zu liegen, denn seine Testwerte waren herausragend. Ob man es glauben mag oder nicht, der Weltmeister und Olympiasieger präsentierte sich Anfang November in einer so guten körperlichen Verfassung wie nie zuvor zur selben Jahreszeit.

Ausserdem wusste der dreifache Gesamtweltcupsieger, dass ihm die Strecke in Sotschi liegt. Bei der Olympiahauptprobe vor einem Jahr liess er beim letzten Anstieg die gesamte Konkurrenz stehen. Welch eine verheissungsvolle Ausgangslage!

Doch dann diese Begegnung mit der verflixten Eisplatte - und schwupps war alles anders: Dario Cologna stand vor seiner grössten Herausforderung, einem Wettlauf gegen die Zeit, welchen er zuerst an Krücken bestreiten musste.

Erfolgreicher Härtetest in Leysin

Doch schon in dieser frühen Phase des Wiederaufbaus steckte Cologna nicht den Kopf in den Sand, sondern schnürte sich auf einem Behindertenschlitten fest. Er stärkte mit Doppelstockstössen seinen Oberkörper und tankte zudem draussen auf der Loipe, seinem Zuhause, viel Moral, statt im Kraftraum zu versauern.

Bereits vor Weihnachten stand Cologna zum 1. Mal wieder auf den Skiern und der Fuss hielt der Belastung stand. Tag für Tag erarbeitete er sich ein Stück Beweglichkeit zurück, und bei den Schweizer Meisterschaften Mitte Januar konnte man die Fortschritte deutlich erkennen. Cologna lief sowohl im Skating wie aber auch in der klassischen Technik der nationalen Konkurrenz davon. Unsicherheiten zeigt der 27-Jährige noch bei Abfahrten oder bei Positionskämpfen, dort agiert er verständlicherweise vorsichtig. Denn trotz aller Erfolge: Den verletzten Fuss spürt er und wird ihn auch in Sotschi spüren.

Erfolgreiche Rückkehr in Toblach

Lediglich eine Woche vor Sotschi bestritt Cologna nach der langen Verletzung sein erstes Weltcuprennen. In Toblach kehrte er stärker zurück, als er selber erwartet hatte. Rang 2 über 15 km klassisch gibt ihm im Hinblick auf die Olympischen Spiele enorm viel Selbstvertrauen und das frühe Ausscheiden im Skatingsprint ist verkraftbar. Denn die Sprintstrecke in Sotschi kommt Cologna viel eher entgegen als diejenige im Südtitrol.

Cologna will 5 Rennen bestreiten

Wie Colognas Olympiaprogramm aussehen wird, ist nach Toblach klarer. Mindestens 5 Rennen wird er bestreiten, als erstes den Skiathlon (15 km klassisch, 15 km Skating). Über diese Distanz ist er Weltmeister und die Olympia-Hauptprobe vor einem Jahr in Sotschi hat er souverän gewonnen. Eine Medaille liegt nach der Leistung in Toblach im Bereich des Möglichen.

Und sollte es im Skiathlon nicht klappen: Im Team-Sprint könnte er zusammen mit seinem Bruder Gianluca zuschlagen. Und am Abschlusstag der Spiele findet traditionell das 50-Kilometer-Rennen statt. Damit bleiben ihm nochmals zwei zusätzliche Wochen für den Heilungsverlauf. Spätestens dann muss der Fuss der Nation wieder fit sein und Dario Cologna kann sich darauf konzentrieren, in der letzten Kurve auf den Beinen zu bleiben.

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