Matthias Mayer hatte die Gewissheit, dass ihm die Olympia-Strecke von Rosa Chutor zusagt: «Materialabstimmung, Gelände, Kurven - ich hatte einfach ein sehr gutes Gefühl», beschrieb der 23-jährige Kärntner sein Selbstbewusstsein vor dem Start. Dazu habe er mit der 11 eine optimale Startnummer erwischt.
«Trotzdem», ergänzte Mayer lächelnd, «hätte ich nie erwartet, dass es gleich die goldene Medaille sein würde.» Bescheidenheit sei etwas, das er von seiner tief religiösen Mutter auf den Weg mitbekommen habe. «Nimm es, wie es kommt», habe sie vor dem Rennen zu ihm gesagt, «der Rest ist Bestimmung».
Dank Riesenslalom-Training - und viel Vertrauen
Mayer nannte zwei Gründe, die hauptsächlich am Ursprung dieser Goldmedaille standen. «Im vergangenen Sommer rieten mir die Trainer, viel Riesenslalom zu trainieren. Dafür muss ich mich bedanken.» Denn der oberste Teil der Olympia-Strecke erforderte ausserordentliche technische Fähigkeiten.
Zweitens musste der Österreicher keine internen Ausscheidungen fahren, womit er sich komplett auf das Rennen fokussieren konnte. Obwohl er im Weltcup noch nie auf das Podest gefahren war, nominierten ihn die Trainer dank zwei Top-10-Plätzen im Weltcup ohne Umschweife für die olympische Abfahrt.
«In Sotschi sofort wohl gefühlt»
Das «Projekt Olympia» hatte bei Mayer im Februar 2012 seinen Anfang genommen, als der Weltcup in Sotschi die Hauptprobe absolvierte. Zwar kam er in der Abfahrt nicht ins Ziel, trotzdem habe er sich damals versichert: «2014 stehst du wieder hier.» Er habe sich sofort wohl gefühlt, erklärte der leidenschaftliche Biker.
Schwere Gelenkerkrankung
Im Sommer 2012 erlebte Mayer allerdings einen brutalen Rückschlag. Bei ihm wurden eine «reaktive Arthritis» als Folge einer Lebensmittelvergiftung diagnostiziert, eine Gelenkerkrankung. Er musste Medikamente nehmen, verlor 13 Kilogramm an Körpergewicht und war zeitweise sogar auf einen Rollstuhl angewiesen.
«Das war eine sehr, sehr grosse Lernphase in meinem Leben», sagt der 23-Jährige im Rückblick. «Die Gesundheit steht über allem. Ich habe gelernt, die Ruhe zu bewahren und geduldig zu bleiben. Das kommt mir sehr entgegen.» Er blieb geduldig, arbeitete an seinem Traum und schlug dann zu, wenn es am schönsten ist: beim Fest der fünf farbigen Ringe.