Was muss das am Mittwochabend für ein befriedigendes Gefühl gewesen sein für Stan Wawrinka. Vor euphorisierten italienischen Fans und auf einem der zweifelsohne stimmungsvollsten Plätze auf der ATP-Tour – Pietrangeli – rang der Routinier den Serben Laslo Djere (ATP 59) nach fast 3 Stunden in 3 Sätzen nieder .
Es ging nicht ohne Drama, ohne zahlreiche Auf und Abs. Das gehört bei Wawrinka einfach dazu. Es war vor seinen beiden Fussoperationen und der langen Zwangspause so und es ist nach seinem Comeback nicht anders. Und die Fans lieben es.
Bestätigung für die harte Arbeit
Das Publikum und die Stimmung in den Stadien ist auch der Grund, weshalb der 37-Jährige im Spätherbst seiner Karriere all die Strapazen, welche ein Comeback auf der grossen Bühne erfordern, noch einmal auf sich genommen hat. Das hat Wawrinka speziell in dieser Woche in Rom mehrmals erwähnt. Und das bisher Erlebte dürfte den dreifachen Grand-Slam-Gewinner in seiner Entscheidung, weiterzumachen, bestätigen.
Klar ist auch, dass Wawrinka in Sachen Leistungsvermögen noch nicht da ist, wo er einmal war. Das weiss niemand besser als der Lausanner selbst. Jedes Spiel liefert Wawrinka aktuell neue Erkenntnisse über seine Verfassung. Am Donnerstagnachmittag wartet nun der ultimative Formtest auf den Schweizer. Im Achtelfinal steht ihm kein Geringerer als Novak Djokovic gegenüber.
Wawrinka vs. Djokovic zum 26.
Das letzte Duell zwischen den beiden liegt eine gefühlte Ewigkeit zurück. 2019 an den US Open behielt Wawrinka im Achtelfinal überraschend die Oberhand. Der Romand profitierte dabei auch davon, dass Djokovic beim Stand von 4:6, 5:7, 1:2 aus seiner Sicht angeschlagen aufgab.
Obschon Wawrinka im Head-to-Head mit Djokovic deutlich zurückliegt (6:19), feierte «Stan the Man» gegen den Serben einige seiner grössten Siege überhaupt. 3 davon auf dem Weg zu den Major-Triumphen.
- Australian Open 2014: Wawrinka bodigt Djokovic in einem denkwürdigen Viertelfinal. Nach exakt 4 Stunden setzt sich der Schweizer im 5. Satz mit 9:7 durch.
- French Open 2015: Nach verlorenem Startsatz dreht Wawrinka im Final von Paris mächtig auf und lässt dem «Djoker» keine Chance. Mit einem 4:6, 6:4, 6:3, 6:4-Sieg krönt sich Wawrinka zum Roland-Garros-Champion.
- US Open 2016: Ein Jahr später stehen sich Wawrinka und Djokovic auch in New York im Final gegenüber. Erneut muss der Romand den 1. Durchgang abgeben, ehe er die nächsten 3 für sich entscheidet und triumphiert.
Ausgangslage so klar wie selten
Von der Vergangenheit zurück in die Gegenwart: Ein Sieg von Wawrinka im Rom-Achtelfinal gegen Djokovic käme – gemessen an der Situation, in der sich die beiden Spieler aktuell befinden – einer Sensation gleich. Während sich der Schweizer weiter von einer langen Pause zurückkämpft, grüsst Djokovic wie so oft von der Weltranglistenspitze. Und nicht weniger als diese steht auf dem Spiel: Um auch nach dem Turnier in Italiens Hauptstadt auf dem Tennis-Thron zu bleiben, muss der Serbe im Minimum den Halbfinal erreichen.
Auf der anderen Seite hat Wawrinka absolut nichts zu verlieren. Im Gegenteil. Er wird unabhängig vom Ausgang einmal mehr eine Menge Erkenntnisse gewinnen.