Resultate
«Ich respektiere Roger, Rafa, Novak und Murray, aber für mich sind sie alle Langweiler.» Mit diesen Worten erschütterte Ernests Gulbis vor einem Jahr die French Open. Das sonst so einträchtige Tennis-Establishment, das auch in der Stunde der bittersten Niederlage ein Zeremoniell gegenseitiger Ehrerbietungen aufführt, erstarrte.
Spielstarker Provokateur
Taten liess Gulbis der Majestätsbeleidigung keine folgen, bereits in der 2. Runde war Endstation in Roland Garros. Doch der Sohn eines millionenschweren Gazprom-Magnaten ist alles andere als ein rhetorischer Schaumschläger. Bei der diesjährigen Austragung rief der Lette sein unbestrittenes Potenzial ab: «Ich habe noch nie einen Spieler gesehen, der über das gesamte Match so stark serviert», resignierte zuletzt Radek Stepanek, der in Runde 3 chancenlos geblieben war.
Auch Roger Federer weiss um die Stärke seines Kontrahenten: «Jedes Jahr bewegt er sich besser, er hat ein tolles Spiel und super Schläge. Ich kenne die Herausforderung.» Optimierungsbedarf weist Gulbis vorab im mentalen Bereich auf: Zahllose zerbrochene Rackets und wütend verschlagene Bälle pflastern den Weg des Balten. Der Vorstoss zur absoluten Weltspitze blieb ihm auch wegen seines brodelnden Temperaments verwehrt.
«Natürlich kann ich Federer schlagen»
Doch dieses Jahr soll alles anders werden: In Nizza gewann Gulbis in der Woche vor Paris sein erstes Turnier auf Sand, als Weltnummer 17 ist er aktuell so gut klassiert wie nie zuvor in seiner Karriere. «Ich habe in der Vergangenheit viele falsche Entscheidungen getroffen, jetzt achte ich auch auf die kleinsten Details, ich vernachlässige nichts mehr», gibt er sich fokussiert wie selten zuvor.
Gulbis, kein Mann der Zwischentöne, weiss denn auch um seine Chance gegen Federer: «Natürlich kann ich ihn schlagen, ich habe das ja bereits geschafft (2010 in Rom, Anm. d. Red.) . Ich bin nicht Favorit, habe aber auch keine Angst.»