Resultate
Was treibt die Tennisstars in Scharen in die Vereinigten Arabischen Emirate? Wir haben bei einer Person nachgefragt, die es wissen muss. Reem Abulleil arbeitet als Sport-Journalistin bei der englischsprachigen Zeitung Sport360° und verfolgt das Tennis-Geschehen aus nächster Nähe.
Die Gründe, dass Roger Federer, Novak Djokovic und Co. Dubai immer wieder als Trainingsbasis nutzen, sind mannigfaltig. «Einer der Hauptgründe ist das Klima», erklärt Abulleil, «unsere Winter sind so warm wie in anderen Länder der Sommer.» Ausserdem liege Dubai optimal. «Wer hier seine Saisonvorbereitung macht, der hat es nachher nicht weit. Ob Australien, Doha oder Abu Dhabi - die nächsten Turniere sind gut zu erreichen.»
Luxuriöse Unterkunft umsonst
Für Dubai spricht neben dem Wetter und der Lage aber auch das grosse Angebot. «Es gibt hier unzählige Hotels, oft direkt am Strand gelegen, die über ausgezeichnete Trainigsanlagen und allen erdenklichen Luxus verfügen. Meist logieren die Spieler gratis, im Gegenzug machen sie etwas Werbung für das Resort - eine Win-Win-Situation», erläutert Abulleil.
Die Spieler werden hier in Ruhe gelassen, sowohl beim Training als auch sonst.
Nicht zuletzt schätzen die Tennisstars die Intimität. «Die Spieler werden hier in Ruhe gelassen, sowohl beim Training als auch sonst. Ich wohne unweit der Federers und habe Roger schon mit seiner Familie im Einkaufszentrum gesehen. Es ist alles sehr unaufgeregt hier», so die Sport-Journalistin.
Das soll aber nicht heissen, dass sich Federer im Golf-Mekka quasi inkognito bewegen kann. «Roger ist unglaublich beliebt und wird überall erkannt», winkt Abulleil ab, «die Leute hier lieben grosse Namen.» Beim jährlich stattfindenden ATP-Event garantiere er volle Ränge. «Dass er das Turnier schon so oft gewinnen konnte, hilft natürlich.» 6 Mal konnte Federer die spezielle Schiffs-Trophäe schon in die Höhe stemmen, zuletzt im vergangenen Jahr.
Federers Erfolge in Dubai
Einen Tennis-Hype in der Bevölkerung lösen Federer und seine Kollegen aber gleichwohl nicht aus. «Es gibt hier keine echte Sportkultur und -tradition. Die Emirati haben kein grosses Interesse daran, selbst Tennis zu spielen.» Das habe vor allem damit zu tun, dass «von oben» zu wenig Inputs kommen. Die Ägypterin erklärt: «Wenn die ‹Royal Family› von einer Sportart angetan ist, wird diese gefördert, indem sie in die Schulbildung integriert wird. Tennis gehört leider nicht dazu.»
Der Verband selbst verfüge nicht über die finanziellen Mittel, um das Spiel mit der gelben Filzkugel längerfristig zu fördern. So erstaunt es nicht, dass die Vereinigten Arabischen Emirate über keinen einzigen Topspieler verfügen. Omar Alawadhi ist der einzige Name, der im Ranking auftaucht - an 1848. Stelle mit einem einzigen ATP-Punkt.
Die Glücksbringer aus der Schweiz
Das Stadion wird diese Woche aber trotzdem wieder voll sein. «Die Leute, die das Turnier besuchen, sind Fans von gewissen Spielern und keine generellen Tennis-Fans.» Das gilt auch für ein Schweizer Ehepaar, das seit Federers erster Teilnahme vor 13 Jahren bei jeder Austragung dabei war. «Sie sitzen seit jeher am gleichen Platz, immer mit einer Schweizer Fahne ausgestattet», verrät Abulleil. Sie werden dem Baselbieter auch heuer wieder die Daumen drücken.
Sendebezug: SRF 4 News, 23.2.15, 17:17-Bulletin