Das erste Aufeinandertreffen auf der Tour mit Tobias Kamke ist Roger Federer in Erinnerung geblieben. Nicht als berauschendes Match, aber als bedeutungsvoller und folglich besonderer Sieg.
Der Baselbieter lancierte 2012 am Pfingstmontag bei den French Open sein 50. Grand-Slam-Turnier in Serie. Und gegen den Deutschen kam er zu seinem 233. Sieg auf Major-Ebene. Dank dieser Marke hievte sich der Schweizer auf Augenhöhe mit Jimmy Connors – längst hat er den damaligen Rekordmann um Längen hinter sich gelassen.
Kamke stand damals bei Federers Meilenstein (6:2, 7:5, 6:3) alles andere als nur Spalier – er erwies sich als unbequemer Herausforderer und konnte seinem Gegenüber in einem Match mit vielen Wellenbewegungen immerhin 3 Mal den Aufschlag abnehmen.
An Federers Heimstätte verblüfft
Bei der Neuauflage dieser Affiche in Brisbane fehlen dem 29-Jährigen aus Lübeck die Argumente, um den Favoriten wieder bedrängen zu können. Zwar kämpfte sich der einzige deutsche Starter im Feld als Qualifikant in die 2. Runde vor. Doch büsste er seit dem letzten Aufeinandertreffen im Ranking 155 Positionen ein und ist nur noch die Nummer 233.
Der sportliche Ziehsohn von Michael Stich hat eine magere Saison mit Auftritten vorwiegend an Challenger-Turnieren hinter sich.
Dabei wähnte sich der 1,78-Meter-Mann im Jahr 2010 dem Durchbruch nahe. Er preschte von Platz 254 auf 66. In Basel eliminierte er als Lucky Loser bei seinem ersten Coup über einen Top-10-Vertreter Tomas Berdych (Tsch) mit 6:4, 6:1. Später wurde er von der ATP zum «Newcomer des Jahres» gekürt.
Unkonstant: Die Leistungen und das Umfeld
Doch spätestens seit Frühling 2014 zeigte die Formkurve wieder steil abwärts. Kamke engagierte Sasach Nensel als Coach, trennte sich von ihm, um vor wenigen Monaten erneut mit ihm zusammenspannen.
Nun nimmt er also wieder Mass an Federer. Der 17-fache Grand-Slam-Champion sollte der Aufgabe gewachsen sein – dank positiven Erinnerungen und einem Warm-up mit überdimensionalem Schläger.
Sendebezug: Radio SRF 1, Abendbulletin, 4.1.2016, 18:45 Uhr