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Nach Aus im Achtelfinal Günthardt: «Eine solche Niederlage stachelt Federer an»

Roger Federer kassierte im Achtelfinal von Cincinnati eine klare Zweisatz-Niederlage gegen Andrej Rublew. SRF-Tennisexperte Heinz Günthardt schätzt die Partie ein und spricht über mögliche Auswirkungen für die US Open (ab 26. August).

SRF Sport: Die Fans waren von Roger Federers klarer Niederlage gegen Andrej Rublew überrascht. Wie schätzen Sie das 3:6, 4:6 ein?

Heinz Günthardt: Ich war auch überrascht, wie schnell es gegangen ist. Allerdings sind die Verhältnisse in Cincinnati dieses Jahr noch ein wenig schneller als sonst. Wenn man keinen Rhythmus hat, ist es schwierig, diesen zu finden. Es war sicher kein optimaler Einstieg nach mehrwöchiger Pause. Federer bewegte sich nicht ganz so gut wie auch schon, dadurch kamen einige Fehler zusätzlich und er war zu defensiv von der Grundlinie aus.

Federer braucht sehr wenig, um richtig gut zu spielen.
Autor: Heinz Günthardt

Auf dem Papier war es eine der schnellsten Niederlagen seit langer Zeit.

Federer sah da und dort ein wenig «rostig» aus. Wenn man eine Zeit lang nicht spielt, gehen die paar Zentimeter Schnelligkeit verloren, die man braucht, um in solchen Momenten ein Spiel drehen zu können. Das hat einerseits mit dem Auge zu tun, andererseits fehlt am Ball die Koordination ein wenig. Er machte auf mich den Eindruck, dass er zu wenig Matches gespielt hat, um im Rhythmus zu sein. Wenn man dann auf einen Gegner trifft, der sehr gut spielt und die Verhältnisse sehr schnell sind, dann geht es am Schluss einfach zügig.

Jetzt konnte Federer vor den US Open nur zwei Partien auf Hartplatz bestreiten. Ein enormer Nachteil?

Das ist sicher nicht optimal. Es ist zu hoffen, dass er eine relativ gute Auslosung erhält, was in einem 128er-Tableau möglich ist. Bei den US Open wird Best-of-5 gespielt, das heisst Federer hat mehr Zeit, den Rhythmus zu finden. Wenn er die ersten paar Partien gewinnt, mache ich mir keine Sorgen um ihn. Denn Federer braucht sehr wenig, um richtig gut zu spielen. Das hat er nicht zuletzt 2017 bei den Australian Open bewiesen, als er nach längerer Pause während dem Turnier immer besser wurde. Die gleiche Hoffnung habe ich auch für die US Open.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verhältnisse bei den US Open so schnell sind wie in Cincinnati.
Autor: Heinz Günthardt

Federer selber sieht vor den US Open keinen Grund zur Besorgnis. Wie weit oben haben Sie ihn auf der Favoritenliste?

Ganz vorne ist sicher Novak Djokovic, dann kommen wie immer Rafael Nadal und Federer.

Welche Verhältnisse erwarten Sie in New York?

Federer sagte ja nach dem Startspiel in Cincinnati etwas überrascht, dass es unglaublich schnell sei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verhältnisse bei den US Open so schnell sind, dass es nicht zwischendurch einige Grundlinienduelle geben wird. Dann ist es auch viel einfacher, den Rhythmus zu finden und man kann eher eine taktische Variante versuchen, um einen Match zu drehen. Gegen Rublew gab es kaum Taktik, da alles enorm schnell war. Wie ich Federer kenne, stachelt ihn so eine Niederlage zusätzlich an.

Das Gespräch führte Sarah Schiller

Sendebezug: sportlive auf SRF info vom 15.08. um 21:30 Uhr

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