Stan Wawrinkas Stimme zitterte, doch es gelang ihm, die Tränen der Freude zurückzuhalten. Und für die Fans, die am Dienstagabend in der St. Jakobshalle zugegen waren, gab es kein Halten mehr: Mit stehenden Ovationen und frenetischem Applaus wurde der Romand nach seinem Exploit gegen Casper Ruud (ATP 3) gefeiert.
Der 37-Jährige, in der Weltrangliste auf Platz 194 geführt, drückte beim Platzinterview nochmals auf die Tränendrüse, als er sagte: «Das weckt so viele Emotionen. Dass ich trotz meines Alters und trotz all der Verletzungen so gut spielte und jetzt gefeiert werde, bedeutet mir alles. Denn für euch, für die Zuschauer und die Fans, spiele ich noch.»
Versöhnung mit den Swiss Indoors
Die Swiss Indoors sind für Wawrinka ein spezielles Pflaster. Am Rheinknie stand der 3-fache Grand-Slam-Sieger noch mehr im Schatten von Roger Federer als anderswo und es gelang ihm wenig. Acht seiner ersten 14 Teilnahmen endeten in der Startrunde, den Final erreichte er noch nie.
Selbst als er die Nummer 3 der Welt und die Nummer 1 der Swiss Indoors war, vermochte er keine Akzente zu setzen. Vor Jahren verzichtete er sogar aus freien Stücken aufs Heimturnier und spielte stattdessen in Valencia.
Die Schwierigkeit ist, in den Matches immer alles zusammenzubringen. Es geht um Konstanz.
Gegen Ruud gelang ihm indes eine nahezu perfekte Leistung. «Ich hätte an den Swiss Indoors immer gern gut gespielt», erzählte er am Dienstag den Zuschauern in der Halle. «Aber das ist nicht immer so einfach. Oftmals war ich in Basel hypernervös. Oder ich spürte den Druck.»
Nächste Hürde heisst Brendon Nakashima
Nach schwierigen Jahren, in denen Wawrinka von Verletzungen geplagt wurde, kann er in Basel heuer in körperlich guter Verfassung und befreit aufspielen. «Mein Spielniveau ist mittlerweile wieder recht hoch», stellte er fest. Eigentlich rechnete er damit, erst 2023 wieder gut in Form zu kommen. «Die Schwierigkeit ist, in den Matches immer alles zusammenzubringen. Es geht um Konstanz.»
Am Donnerstag kann Wawrinka, der letzte Schweizer im Turnier, den Effort gegen Ruud gegen den jungen Amerikaner Brandon Nakashima (ATP 44) bestätigen. «Das 6:4, 6:4 gegen Ruud garantiert dir nicht, dass du zwei Tage später auch wieder sehr gut spielst», weiss Wawrinka. Sicher ist aber: Die 8600 Zuschauer in der ausverkauften St. Jakobshalle werden «Stan the Man» so gut helfen, wie sie nur können. Auf dass Wawrinkas neue Liebe mit Basel nicht so schnell wieder verglüht.