Auf Rechenspiele wollte sich Roger Federer nach seinem Sieg gegen Matteo Berrettini nicht einlassen. Mathematik sei noch nie sein Metier gewesen: «In der Schule war ich einfach dabei», schmunzelte der «Maestro». «Alles kann man nicht kontrollieren, ich muss einfach auf Sieg spielen», so der simple Matchplan für die Partie gegen Novak Djokovic.
Einige Stunden später wurde durch die Niederlage des Serben in seiner 2. Partie an den ATP Finals sowieso jegliche Zahlenschieberei obsolet. Djokovic brachte es anschliessend auf den Punkt: «Es ist ganz einfach. Roger gegen mich – der Gewinner steht in den Halbfinals, der Verlierer ist raus.» Somit ist die 3. Round-Robin-Begegnung in London auch eine Art Finalspiel.
Es ist zugleich das erste Direktduell seit Federers dramatischer Final-Niederlage in Wimbledon im Juli dieses Jahres. Ist der epische Fünfsätzer noch in den Hinterköpfen der Protagonisten? «Ich glaube nicht, dass das noch eine Rolle spielt», verneinte Djokovic. Revanche hin oder her – für Federer steht mehr auf dem Spiel als nur die Verlängerung seiner Saison:
- Bei bislang 16 Teilnahmen verpasste der Schweizer nur einmal die K.o.-Phase der ATP Finals: 2008 scheiterte er, nachdem er – von Rückenproblemen geplagt – überraschend Gilles Simon unterlegen war.
- Ein Turniersieg würde für Djokovic Triumph Nummer 6 bedeuten. Damit schlösse er zu Rekordsieger Federer auf.
- Die letzten 4 Duelle entschied allesamt der Serbe für sich. Auf Hartplatz in der Halle führt der «Djoker» 6:3.
Federers Bilanz (Hartplatz in der Halle) gegen Djokovic
Jahr | Turnier | Runde | Sieger |
---|---|---|---|
2018 | Paris-Bercy | Halbfinal | Djokovic |
2015 | ATP Finals | Round Robin | Federer |
2015 | ATP Finals | Final | Djokovic |
2014 | ATP Finals | Final | Djokovic (w.o.) |
2013 | ATP Finals | Round Robin | Djokovic |
2013 | Paris-Bercy | Halbfinal | Djokovic |
2010 | ATP Finals | Halbfinal | Federer |
2010 | Basel | Final | Federer |
2009 | Basel | Final | Djokovic |
Für Federer spricht, dass er frischer in die Partie gehen kann. SRF-Tennis-Experte Heinz Günthardt glaubt zudem an einen mentalen Vorteil: «Wahrscheinlich setzt sich Novak mehr unter Druck als Roger.» Essentiell sei ein gelungener Einstieg in den Match: «Wenn Djokovic führt und sich entspannt, spielt er noch etwas besser.»
Günthardt erwartet einen Federer, der sein Glück vermehrt am Netz vorne sucht. Wenn dann beim 38-Jährigen noch der Service sitzt, hat er gute Chancen, die offene Rechnung zu begleichen. Auch ganz ohne Mathematik.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 11.11.2019, 21 Uhr